Boerse bleibt wegen Power-PC-Fokus weiter skeptisch Apple Computer Corp. poliert das angeschlagene Image auf

08.12.1995

MUENCHEN (sc) - Fuer die Apple Computer Corp. war das abgelaufene Geschaeftsjahr eine Zeit der Negativ-Schlagzeilen: Lieferschwierigkeiten, unter den Analystenprognosen liegende Ergebnisse und Uebernahmegeruechte sorgten fuer Spekulationen Mit 3,45 Dollar je Aktie lag das Jahresergebnis 1995 etwa einen Dollar unter dem von den Analysten erwarteten Gewinn, aber ueber dem Vorjahresresultat von 2,61 Dollar. Zugelegt hat Apple auch beim Umsatz, und zwar um ueber 20 Prozent von 9,19 Milliarden auf 11,06 Milliarden Dollar. Der Nettogewinn stieg von 1994 bis 1995 um mehr als 36 Prozent von 310 Millionen auf 424 Millionen Dollar.

Mit diesem Ergebnis weist das Unternehmen zwar keine spektakulaeren Zuwachsraten auf, legt aber zu. Als positiv werten die Analysten die gestiegene Nachfrage nach Rechnern mit Apfel-Logo. So setzte Apple im vierten Quartal mit 1,25 Millionen Rechnern 25 Prozent mehr ab als im Vorjahr. Der Aufwaertstrend schlaegt sich auch in der Rangliste der PC-Weltmarktfuehrer nieder. Dort hat Apple in den Monaten Juli bis September 1995 mit neun Prozent Marktanteil (Dataquest) seinen zweiten Platz hinter Compaq zurueckerobert, den es im zweiten Quartal an IBM abgegeben musste. Im US-Markt lag das Unternehmen nach Erhebungen von IDC im gleichen Zeitraum an der Spitze.

Ob die Kalifornier nach deutlichen Marktverlusten von 1993 auf 1994 im Gesamtjahr 1995 weltweit wieder Boden gutmachen, wird unter anderem davon abhaengen, wie sie ihre Lieferschwierigkeiten bewaeltigen. Fuer Gesamteuropa rechnet Apple selbst gegen Ende 1995 mit dem Verlust eines weiteren Prozentpunkts von sieben auf sechs Prozent Marktanteil. Dabei will man in Deutschland, der Schweiz und Oesterreich aber wieder leicht zulegen.

Probleme mit Komponenten haben laut Apple bereits im abgelaufenen Fiskaljahr bessere Geschaefte verhindert. Gegenueber Firmen wie der Compaq Corp., bei der es im Sommer ebenfalls zu Lieferverzoegerungen gekommen sein soll, sehen Branchenkenner fuer Apple durch die spezifischen Bauteile der Rechner eingeschraenktere Bezugsmoeglichkeiten. "Apple ist im Halbleiterbereich von IBM und Motorola abhaengig", urteilt Horst Gaudian, Spezialist fuer Technologiewerte bei der New York Broker Deutschland AG.

Der Fokus auf den Power-PC-Chip stoert die Boersianer. Apple verfuegt derzeit ueber vier Millionen installierte Power-Macs, wie Jan Gesmar-Larsen, der auch fuer Zentraleuropa zustaendige Geschaeftsfuehrer der Apple Computer GmbH, bilanziert. Das ist Gaudian angesichts der Verbreitung Intel-basierter Systeme zu wenig. So prognostiziert die Meta Group den Power-PC-basierten Plattformen im Jahr 1999 mit 15 Prozent Anteil am Mikroprozessor- Markt ein Nischendasein, wogegen Intel 75 Prozent Marktanteil vorhergesagt werden. Wenn der 200 Megahertz starke Pentium-Pro- Prozessor einmal in Massen produziert werde, koenne er dem Power- PC-Chip gefaehrlich werden, argwoehnt der Boersenprofi. Damit wuerde der Margendruck weiter zunehmen. Schon jetzt stecken die Kalifornier voll im Preiskampf. Im vierten Quartal sank die Rohgewinnspanne von 27,2 (1994) auf 20,7 Prozent. Vor einigen Tagen kuendigte das Unternehmen erneut Preissenkungen an.

Doch Gesmar-Larsen klang zuversichtlich. So will sich das Unternehmen staerker als bisher auf den Consumer-Markt konzentrieren und dafuer auch neue Handelskanaele erschliessen. In Oesterreich experimentiert man mit Ikea. Sollte sich dieser Vertriebsweg als erfolgreich erweisen, will man auch in Deutschland mit dem Moebelhaus kooperieren. Fuer die Konsumenten sind Produkte der Bereiche Edu-, Enter- und Infotainment, Multimedia und Online-Kommunikation angedacht. Das soll allerdings nicht zu Lasten des Business-Bereiches gehen, indem man sich etwa im Sektor Publizieren weiterhin stark engagieren will. Ferner setzt Apple auf die Entwicklung von Set-top-Boxen und deren Integration in kuenftige Rechner. Um sich nicht zu verzetteln, kuendigte das Unternehmen an, sich auf die Laender USA, Kanada, Japan, Frankreich, Deutschland, England und Australien zu konzentrieren.

Spekulationen ueber eine moegliche Uebernahme tat der Deutschland- Chef als Geruechte ab. Die wollen allerdings nicht verstummen. Wie der Branchendienst "Computergram" meldet, soll die IBM mittlerweile gewillt sein, zwischen 70 und 75 Dollar fuer eine Apple-Aktie hinzublaettern. Zu dieser Summe koennte sich eventuell auch Apple-Boss Michael Spindler umstimmen lassen, der bei einem frueheren Angebot des DV-Konzerns abgewinkt haben soll.