Börse

17.02.1984

Zum Verkauf der Aktie von Apple Computer rät das Brokerhaus Shearson/American Express. Während Analytiker glauben, daß das Unternehmen in jedem Fall überleben wird, wird die Aktie als äußerst schwankungsanfällig eingeschätzt. Sie geben dabei drei Punkte zu bedenken: 1. Als pozitv sei zunächst zu bewerben, daß die Einführung von Macintosh zu einem, wenn auch nur vorübergehenden, starken Anstieg führen werde. 2. Das Mißmanagement in der Produkt-Übergangsphase zwischen Apple II und den Geräten der neuen Generation Lisa sowie Macintosh habe zu einer beträchtlichen tehnologischen Lücke geführt. Damit wurde IBM die Chance gegeben genau in diese Lücke vorzustoßen. 3. Der Preiskampf dürfte sich weiter verstärken und Apple scheint Marktanteile zu verlieren. Dies sei besonders darauf zurückzuführen, daß bei den neuen Geräten noch nicht in ausreichendem Umfang Software zur Verfügung stünde. Nach Ansicht des Brokers wird der kritische Punkt die Höhe der Nachbestellungen bei Macintosh und Lisa sein. Erst dann könne angesichts der derzeit äußerst niedrigen Gewinnspannen die Rentabilität des Unternehmens für dieses Jahr genauer geschätzt werden. Nach einem Gewinn von 1,28 Dollar je aktie im Geschäftsjahr 1983 rechnet Shearson für 1984 mit einem Ergebnis von 0,60 Dollar. Im Geschäftsjahr zum 30. September 1985 dürften dann 1,00 Dollar erzielt werden.

Für die Aktie von Coleco Industries Inc. erwartet das Brokerhaus Prudential-Bach für die nächsten eineinhalb Jahre lediglich eine durchschnittliche Kursenentwicklung. Kurzfristig wird diese Einschätzung von der Unsicherheit über die Qualität des Homecomputers "Adam" und das Verhalten der Kokurrenz sowie die völlige Abhängigkeit des Unternehmens von diesem Produkt bestimmt. Langfrisig werden die schwer einschätzende Gewinnentwicklung sowie Fragen der Verbrauchernachfrage angeführt. Für das letzte Geschäftsjahr wird mit einem Gewinn von 1,35 Dollar je Aktie gerechnet. Im Jahr 1984 erwartet Prudential-Bache dann einen Gewinn von 3,40 Dollar. Dabei wird von einem Absatz in Höhe von 800 000 bis 1 Million an Adam-Home-Computern ausgegangen. Dieses Produktionsniveau dürfte jedoch kaum die hohen Fixkosten und die enormen Entwicklungskosten decken, die besonders bei dieser Produktreihe anfallen beziehungsweise bereits angefallen sind.

Unter dem Gesichtspunkt der Unternehmensinvestitionen prüft das Bankhaus H. Aufhäuser, München, Anlagenchancen und kommt dabei zu dem Schluß, daß man Aktien aus folgenden Bereichen den Vorzug geben sollte: Investitionsgüterbereich der Elektro- und Elektronikindustrie, Nachrichtentechnik, Datenverarbeitung und Automationstechnologie.

Die Geschäftsentwicklung bei IBM im vierten Quartal 1983 fiel weit besser aus, als das Brokerhaus Prudential-Bache erwartet hatte. Der Umsatz erhöhte sich um 16,5 Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum. Bei den Bruttogewinnspannen scheint eine Trendwend eingetreten zu sein. Sie dürften sich zwischen 59 und 60 Prozent bewegt haben, wenn man den Gesmtabsatz zugrunde legt. Die Bestellungen haben stärker als in jedem anderen Quartal zugenommen. dies ist ein besonders günstiger Aspekt, wenn man berücksichtigt, daß das Schwergewicht der Aufträge 1983 bei den Großrechnern lag. Außerdem kann es nach Ansicht des Brokers auch als gutes Zeichen füt 1984 gewertet werden. Nach einem Gewinn von 9,04 Dollar je Aktie für 1983 rechnet man daher mit einem Ergebnis von 10,50 Dollar für 1984. Vor dem Hintergrund dieser positiven Aussichten wird die Aktie von IBM nach wie vor massiv zum Kauf empfohlen.

Verbatim ist nach Meinung von Merill Lynch ein Diskettenhersteller, der den auch in dieser Branche in Gang geratenen Ausleseprozeß an herausragender Stelle überstehen wird. Das Unternehmen dürfte sich eines langfristigen Ertragwachstums erfreuen. der Broker schätztdie durchschnittliche Ertragssteigerung dieser Sparte für die nächsten Jahre auf je rund 40 Prozent und empfiehlt unter anderem deshalb die Aktie von Verbatim langfristig orientierten Anlegern uneingeschränkt zum Kauf.

Bei der Harris Corp., einem führenden amerikanischen Hersteller von hoch entwickelten Datenübertragungs- und Informationsverarbeitungssystemen sowie von Geräten und Komponeneten für diese Anwendungen, dürfte der Gewinn im Geschäftsjahr 1984 nach Schätzung von Merrill Lynch wieder um 37 Prozent auf 2,20 Dollar je Aktie steigen, verglichen mit 1,60 Dollar im Jahr 1983. In den letzten beiden Jahren war eine rückläufige Tendenz beobachtet worden. Ein beachtliches Wachstum von Umsatz und Gewinn im Geschäftsbereich "Halbleiter" wird nach Ansicht des Brokers zusammen mit einer wesentlichen Steigerung der Gewinnspanne bei Übertragungs- und Informationssystemen im Jahr 1985 zu einem Gewinn von 2,80 bis 3,20 Dollar je Aktie beitragen. Angesichts der derzeit eher skeptischen Haltung der Anleger gegenüber Technologiewerten dürfte jedoch in den nächsten sechs Monaten keine überdurchschnittliche Entwicklung der Aktie von Harris zu erwarten sein. Mittelfristig wird daher eine neutrale Haltung empfohlen, während langfristig uneingeschränkt zum Kauf geraten wird.

An allen bedeutenden Aktienbörsen der Welt gilt es jetzt die Nerven zu bewahren. die Haussiers, die vor allem noch unvermindert in Technologiewerten engagiert sind, müssen sich darauf gefaßt machen, daß man sie "ausverkauft". Die letzte Phase dre Liquidationswelle in dieser Gruppe, die im Juni 1982 begann, scheint gerade erst angebrochen zu sein. In ihrem letzten Stadium, also kurz vor der Wende, wird helle Panik herrschen. dafür spricht die Erfahrung. Shearson/American Express beschreibt die Entwicklung in Wallstreet so: Die positive erste Januarwoche haben die Haussiers als Klingelzeichenzum Einsteigen verstenden.Tatsächlich war es aber das todesglöcklein für viele überzogen gestiegene Technologieaktien.

Baisse-Positionen empfiehlt Shearson/American-Express aus rein technischer Sicht in den Aktien von Motorola (MOT) und Electronic Data systems (EDS). Für Mot nennt der Broker ein Kursziel von 110-3/4 und für EDS ein ziel von 25-1/2 Dollar.

Victor Technologies befindet sich unter anhaltendem Kursdruck. die Aktie strebt, wie es ein Börsianer ausdrückte, auf null zu. Dazu haben Berichte beigetragen, daß sechs Gläubiger des Unternehmens das Komkursverfahren nach "Chapter 11" in Gang zu bringen planen.

Dean Witter Reynolds führt in seiner neuesten Empfehlungsliste folgende Aktien, die der Technologiegruppe im weitesten sinne zuzurechnen seien: Abbott Laboratories, Aydin Corp., Bio-Response Inc., C.P. Rehab Corp., Data General, Eastman Kodak, Elscint, HBO & Company, Honeywell, IBM, Matric Corp., Newport Corp., Novo Industri, Pharmacia AB, Quotron Systems, Safeguard Business Systms, Smith Kline Beckman, Standard Microsystems, Storage Technolgy Systems & Computer Technologie, Telegate sowie Texas Instruments.

Gould Inc. ist nach Meinung von Moseley Hallgarten Estabrock & Keeden angesichts der zu erwartenden Ertragssteigerung erheblich unterbewertet. Der Broker empfiehlt daher eindringlich, Positionen in dieser Aktien aufzubauen.

Die Siemens-Aktie bezeichnet die Berliner Bank AG bei Kursen von weniger als DM 400,- für längerfristig orientierte Anleger als empfehlenswert.

"Burroughs faßt wieder Tritt" überschreibt der Börsendienst der Volksbanken und Raiffeisenkassen eine Betrachtung über diesen Computerhersteller. Das Unternehmen habe wieder Anschluß an das historische Ertragsniveau gefunden, heißt es dort. Die Aktie eigne sich für eine langfristige Anlage, zumal sie mit einem Kurs/Gewinn-Verhältnis von weniger als 9 keineswegs überbewertet sei.