Nach Performance-Problemen mit IBM-Rechner entschied sich Automobilkonzern für PCM-Jumbo:

BMW läßt Auftrag für zweite 3081 D platzen

28.05.1982

MÜNCHEN - Unmittelbar nach ihrem PCM-Erfolg bei der Süddeutschen Zeitung (CW Nr. 19/ 82) landete die Amdahl GmbH einen weiteren Großrechnercoup: Die Bayerischen Motorenwerke AG, München, installierte als Interimslösung jetzt eine 470V/8, die im Herbst durch den Amdahl-Jumbo 5860 ersetzt werden soll. Dem Vernehmen nach hat BMW den "Letter of intent" für einen zweiten IBM-Prozessor 3081 zurückgezogen.

Offizielle BMW-Stellen geben keinen Kommentar zu dem 470V/8-Geschäft ab. Auch die Amdahl-Crew zeigt sich publizitätsscheu. Beobachter der PCM-Szene vermuten, die Amdahl-Mannen seien vom BMW-Management zum Stillschweigen verdonnert worden. DV-Insider beim bayerischen Automobilkonzern sowie externe Berater der Münchner wollen allerdings wissen, daß die Entscheidung für den Amdahl-Rechner fiel, nachdem massive Performance-Probleme auf dem im Dezember letzten Jahres installierten IBM-System 3081 aufgetreten waren. Leistungseinbußen, so die BMW-Buschtrommel, seien immer dann zu verzeichnen gewesen, wenn Ein-/Ausgabeintensive Anwendungen unter IMS oder TSO liefen.

Inzwischen hätte das Münchner DV-Team jedoch die Engpässe auf der 3081 beseitigt, indem die Anwendungen auf den einzelnen Rechnern neu verteilt worden seien, erklärt ein BMW-Mitarbeiter.

Obwohl der IBM-Prozessor ursprünglich IMS- und TSO-Betrieb bewältigen sollte, werde er nunmehr ausschließlich im Batch gefahren. Die IMS- und TSO-Anwendungen habe man auf zwei "alte" 3033-Systeme zurückgeschaufelt. Kapazitätsengpässe auf der IMS-Maschine wollen die Münchner vorerst mit der 470V/8 und später mit der 5860 ausgleichen. Die kürzlich installierte V8 verfüge über 12 Megabyte, die im August auf 24 Megabyte aufgestockt werden sollen.

Mutmaßungen über die "recht dürftigen" Leistungen der 3081 Modell D haben sich nach Aussagen eines BMW-Beraters im Münchner "Vierzylinder" inzwischen bestätigt.

Nach den Erfahrungen der letzten Monate sei den Verantwortlichen klargeworden, daß sich der als Multiprozessor konzipierte IBM-Jumbo vom Channel-Design her nicht für einen komplexen IMS- oder TSO-Einsatz eigne. Von einem leistungsstarken Uniprozessor, wie dem Amdahl-System 5860, verspreche sich das bayerische DV-Management erheblich mehr.

BMW-Insider glauben, daß die 3081-Performance-Probleme nicht allein ausschlaggebend für die Pro-Amdahl-Entscheidung gewesen seien. Die DV-Verantwortlichen hätten vielmehr ein "politisches Urteil" gefällt, um die "PCM-Lobby" im Unternehmen zu besänftigen, die angesichts offensichtlicher Schwächen der IBM-Maschine in jüngster Zeit Oberwasser bekommen habe.

Ein am BMW-Deal engagierter Broker hat für den PCM-Erfolg eine weitere Erklärung parat: Dem Automobilkonzern sei von Amdahl ein "Superangebot" gemacht worden das kein Mitbewerber habe unterbieten können. Indes machen BMW-Mitarbeiter keinen Hehl daraus, daß sich die Entscheidung für den Amdahl-Rechner auch auf das geplante Upgrade zur 3081 Modell K auswirken werde.

Beilagenhinweis:

Der Gesamtauflage dieser Ausgabe ist ein Prospekt der Firma Systemform GmbH, Prien, beigelegt. Wir bitten um freundliche Beachtung.