Connected-Car-Aufreger

BMW bietet Sitzheizung als Monats-Abo

14.07.2022
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Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Die Entdeckung, dass BMW seinen Kunden nun so grundlegende Funktionen wie Sitz- oder Lenkradheizung als Abonnement anbietet, sorgt für einige Aufregung. Berechtigt oder viel Lärm um Nichts?
BMW baut in neuen Modellen wie dem 2er Active Tourer Sitz- und Lenkradheizung standardmäßig ein - aktiviert werden sie aber nur bei Bestellung.
BMW baut in neuen Modellen wie dem 2er Active Tourer Sitz- und Lenkradheizung standardmäßig ein - aktiviert werden sie aber nur bei Bestellung.
Foto: BMW

Wie zahlreiche andere Autobauer offeriert auch BMW bereits seit einiger Zeit im Connected-Drive-Store zuschaltbare Funktionen für seine Fahrzeuge im Abo-Modell an. Mit den in diesem Monat hinzugekommenen Angeboten scheint der bayerische Autobauer jedoch den Bogen zu überspannen: So können sich Nutzer bestimmter Modelle im deutschen Connected-Drive-Store für satte 10 Euro die Lenkradheizung für einen Monat freischalten lassen, für die Aktivierung der Sitzheizung verlangt BMW eine Gebühr von monatlich 17 Euro.

Alternativ haben die BMW-Kunden die Möglichkeit, die Funktionen für 100 beziehungsweise 170 Euro ein Jahr lang zu abonnieren. Für die unbegrenzte Nutzung von Lenkrad- oder Sitzheizung, in hiesigen Breiten vermutlich die bessere Entscheidung, werden 220 Euro respektive 385 Euro aufgerufen. Ein nachträglicher Einbau in einer BMW-Fachwerstatt ist vermutlich wesentlich teurer.

BMW baut das Abo-Angebot im Connected Drive Shop langsam aus.
BMW baut das Abo-Angebot im Connected Drive Shop langsam aus.

Zahlreiche Vorteile für BMW

Aus Sicht des Autobauers hat das Konzept einen gewissen Charme: Anstatt jeden Neuwagen je nach Kundenwunsch mit den verschiedenen Optionen aus dem Zubehörkatalog aufwändig zu konfektionieren, werden sämtliche Fahrzeuge mit Vollausstattung produziert und nur die vom Kunden bestellten Funktionen freigeschaltet. Und selbst wenn sich nicht der Käufer selbst nachträglich für ein bestimmtes Feature entscheidet: Die Chance bleibt, weitere Umsätze mit dem Käufer des Gebrauchtfahrzeugs zu generieren. Dank der vorinstallierten Hardware ist nicht einmal ein teurer Werkstattbesuch erforderlich, ein einfaches Software-Update genügt laut BMW.

Für Jay Latta, Emerging Technology Specialist und Business Angel zahlreicher Startups, ist das im IDG-Tech-Talk-Podcast "Vom Blechbieger zur Softwareschmiede" die Zukunft im Automobilbau, um über den ganzen Lebenszyklus eines Fahrzeuges Umsatz für den Hersteller zu generieren.

Autos künftig nur noch mit Grundausstattung?

Viele Kunden werden das sicher differenzierter betrachten: Auf der einen Seite ist es praktisch, nachträglich Funktionen per Mausklick nachrüsten zu können oder Features wie einen Fahr- oder Fernlichtassistenten für relativ schlankes Geld temporär - etwa für die Urlaubsreise oder im Winter - zu nutzen. Auf der anderen Seite könnte die Grundausstattung der Autos in Zukunft noch spartanischer zu werden, wenn selbst grundlegende Features hinter einer Paywall liegen.

Auch der rechtliche Aspekt, nämlich, wem die mit dem Auto erworbene, aber weggesperrte Ausstattung gehört, ist interessant - zumindest theoretisch. Praktisch dürften die Autobauer einiges an Gehirnschmalz in die Aufgabe gesteckt haben, den Zugriff auf die Freigabe der Zusatz-Features abzusichern.