Finanzquelle in Millionenhöhe für die Nachwuchsforderung:

BMFT verhilft Jungprofis zu Forschungseinsatz

30.08.1985

BONN (CW) - Jungen, aber bereits praxiserprobten Profis einen Aufenthalt an Forschungsstätten ermöglichen soll eine "Forschungskooperation" des Bundesforschungsministeriums mit der Wirtschaft. Insgesamt 7,7 Millionen Mark stehen dafür im laufenden Haushaltsjahr 1985 zur Verfügung. Das Programm soll bis über 1987 hinausreichen.

Es ist vorgesehen, so der Parlamentarische Staatssekretär im BMFT, Albert Probst, die Experten in den Unternehmen für jeweils höchstens drei Jahre an Forschungsinstitute zu entsenden.

Ziel sei, in stärkerem Maß als bisher eine Wechselwirkung zwischen Forschung und Wirtschaft herzustellen. Gleichzeitig sollen dem wissenschaftlichen Nachwuchs zusätzliche Chancen zur Qualifizierung in technologischen Schlüsselbereichen eröffnet werden.

Die bereitstehenden Mittel verteil... sich für das jeweilige Unternehmen - als Zuschuß zu den Personalkosten - auf 45000 Mark im ersten, 40 000 Mark im zweiten und 35 000 Mark im dritten Jahr.

Wie das BMFT weiter mitteilte, sei bereits in 122 Fällen - Stand Ende Juni 1985 - gefördert worden. Mit Namen der Beteiligten hält das Ministerium allerdings hinter dem Berg.

Erworbenes Wissen verantwortlich handhaben

Die Tätigkeiten des Nachwuchswissenschaftlers sollen im Bereich der Schlüsseltechnologien liegen. Hierzu zählt das BMFT insbesondere Elektronik, Nachrichtentechnik sowie Informationsverarbeitung. Weiter kommen für die BMFT-Förderung die Bereiche Materialforschung, Verbundwerkstoffe, Fertigungsautomation, Robotik und Sensortechnik in Frage, ebenfalls Physikalische Technologien, Biotechnologie, neuartige Energietechniken, schließlich auch Umwelt- und Recyclingtechnologien. Das Zusammenwirken soll dem Transfer aktuellen theoretischen Wissens in die Betriebspraxis dienen. Bonn sagt dazu lakonisch: "Was das Unternehmen daraus macht, ist nicht unsere Sache."

Elektrotechnik greift am meisten zu

Zum Kreis der Forschungseinrichtungen gehören neben den Großforschungseinrichtungen, so das BMFT, die Institutionen der gemeinsamen Forschungsförderung durch Bund und Länder. Einbezogen seien weiterhin die Max-Planck-Institute, die Institute der Fraunhofer-Gesellschaft sowie Hochschulen. Hinzu kämen noch die Institute von Mitgliedsvereinigungen der Arbeitsgemeinschaft Industrieller Forschungsvereinigungen (AIF).

Nach bisherigen Zahlen des Ministeriums kommt der Hauptteil der Jungexperten aus Betrieben unter 100 Beschäftigten. Dabei sind einerseits Unternehmen mit bis zu 10 Millionen Mark Umsatz schwerpunktmäßig beteiligt wie auch andererseits solche zwischen 50 bis zu 300 Millionen Mark. Die größte Teilnehmerquote nach Branchen registriert das BMFT aus Elektrotechnik, Maschinenbau sowie Chemischer Industrie. An Schlüsseltechnologien steht die Informationsverarbeitung/DV mit Abstand an erster Stelle, gefolgt von der Materialforschung, Biotechnologie, Fertigungsautomatisierung wie auch den Bereichen Umwelt und Recycling. Als kooperationsfreudigstes Bundesland rangiert Nordrhein-Westfalen mit deutlichem Vorsprung vor Baden-Württemberg, Niedersachsen und Bayern. Die am meisten frequentierten Forschungseinrichtungen sind neben den zahlenmäßig übergewichtigen Hochschulen die Fraunhofer Gesellschaft und Großforschungseinrichtungen.

Die Nachwuchsförderung des Forschungsministeriums in Anspruch nehmen können Unternehmen jeder Größenordnung, jedoch ist die Leistung grundsätzlich auf fünf Wissenschaftler je Betrieb zur gleichen Zeit begrenzt. Anträge auf Förderung können bis zum 31. Dezember 1987 beim Bundesministerium für Forschung und Technologie (BMFT), Referat 114, 5300 Bonn 2, Postfach 20 07 06, gestellt werden.