Geldnöte bereiten der Burroughs Corporation Kopfzerbrechen:

Blumenthal sucht Käufer für Memorex Corp.

24.10.1986

SANTA CLARA (CWN )- Burroughs bietet die Memorex Corp. zum Verkauf an. Diese Nachricht verbreitete kürzlich Bill Etheredge, Vice-President Marketing der Burroughs-Tochter, die auf Speicherprodukte spezialisiert ist. Die Mutter hüllt sich in Schweigen - und auch die deutsche Burroughs gibt keinen Kommentar ab.

Großanbieter wie Fujitsu America Ltd., Amdahl Corp., Hitachi America Ltd. und Telex Computer Products Inc. sollen bereits Kaufangebote zwischen 500 Millionen und 800 Millionen Dollar unterbreitet haben. Die genannten Unternehmen bestreiten dies jedoch heftig. Auch in der bundesdeutschen DV-Szenerie kursiert das Gerücht, die in Gründung befindliche "PCM AG" (Siemens-BASF-Kooperation) zeige Interesse an dem Peripheriehersteller.

Memorex-Umsatz eine Milliarde Dollar

Doch selbst Etheredge gibt zu, Meldungen über einen möglichen Akquisiteur seien zum gegenwärtigen Zeitpunkt reine Spekulation. Allerdings müsse Michael Blumenthal, President und CEO von Burroughs/ Sperry, Geld auftreiben und spiele dabei auch mit dem Gedanken, Geschäftsbereiche abzustoßen. Obwohl Burroughs bislang detaillierte Geschäftsergebnisse von Memorex zurückgehalten hat, mutmaßen Brancheninsider, die 1982 erworbene Tochtergesellschaft habe im vergangenen Jahr erstmals Gewinne erzielt. Ein Analytiker sprach in diesem Zusammenhang auch von einer Milliarde Dollar Umsatz, die Memorex im Geschäftsjahr 1986 erwirtschaftet haben soll.

3380-Kompatible Plattenlaufwerke

Unter Mitarbeitern der betroffenen Gesellschaft ist die Rede davon, daß Blumenthal bis Mitte Oktober sämtliche Entscheidungen bezüglich der Fusion getroffen haben würde, sagte Etheredge. Maßnahmen, die Memorex betreffen, seien bis zum Jahresende aufgeschoben worden. Bis dahin sollten der neue Firmenname und die Position der einzelnen Geschäftsbereiche, einschließlich Memorex, bekannt sein. Mindestens fünf Arbeitsausschüsse, die sich aus Managern der drei Unternehmen zusammensetzen, beschäftigten sich derzeit damit, die Probleme zu lösen.

Wenn Oberhaupt dann wird der Peripheriehersteller noch vor Dezember verkauft, damit sich die Transaktion in der Gewinn-und-Verlust-Rechnung niederschlägt, konstatiert Branchenbeobachterin Louise Biggs von Dataquest Inc., Kalifornien. Das Unternehmen bestünde aus mehreren Teilen, von denen einige als Akquisitionsobjekte sehr verlockend seien. Ihrer Meinung nach dürfte Memorex jedoch nicht als Einheit veräußert werden. Da die Präsenz im internationalen Raum schon immer sehr stark gewesen sei, stelle das Unternehmen für jeden, der sich in Europa niederlassen wolle, einen interessanten Partner dar.

Inzwischen bemüht sich Memorex, seine IBM-kompatible Peripherie-Familie aufzustocken. Mit der Ankündigung von 3380-kompatiblen Plattenlaufwerken, füllt die Burroughs-Tochter ein Loch in ihrem Massenspeicherangebot. Im Sommer nächsten Jahres möchte das Unternehmen mit einem Konkurrenzprodukt zur IBM 3480 auf den Markt kommen.

Bevorstehende Veränderungen im Management

Einen Hinweis auf bevorstehende Veränderungen gibt der Weggang von Lars Thurndal, President der International Group bei Memorex in London. Zu seinem Nachfolger wurde Mike Kitching, bisher Regional Vice President für Nordeuropa, bestimmt.