Mit Vertrag für 399 Mark

Bluetooth für Einsteiger

23.02.2001
MÜNCHEN (CW) - Ericsson, Initiator der Bluetooth-Technik, bringt sein lang erwartetes, erstes Bluetooth-Headset in den Handel. Zum Marktstart wird es exklusiv über den Netzanbieter E-Plus zusammen mit dem Handy "T20s" als Paket angeboten.

Versprochen sind marktreife Produkte für den Nahbereich-Funkstandard Bluetooth, der Kabelverbindungen überflüssig macht, bereits seit über einem Jahr - allerdings kommen erst seit kurzer Zeit die ersten auf den Markt: So war GN Netcom der Pionier unter den Bluetooth-Headsets. Der Besitzer eines GN-9000-Headsets kommuniziert bereits kabellos nach dem Bluetooth-Standard über eine entsprechende Basisstation, die mit dem Festnetztelefon verbunden wird. Zielgruppe sind Vieltelefonierer beispielsweise in Call-Centern, aber auch die Hausfrau soll so gleichzeitig die Hände für die tägliche Arbeit frei haben und telefonieren können. Beim Preis von knapp 1300 Mark eignet sich die Lösung aber in erster Linie für Profi-Telefonierer.

Ericsson schnürte sein Paket dagegen für die "early adaptors" im lukrativen Handy-Markt: Enthalten sind das T20s, das Bluetooth-Headset "HBH-10", der Bluetooth-Adapter "DBA-10" und Zubehör wie Etui und Gürtelhalter für das Headset. In Kombination mit einem Laufzeitvertrag kostet das Paket 399 Mark. Es ist ab Mitte Februar in allen E-Plus-Shops verfügbar. Der Anwender kann damit ohne Kabelverbindung telefonieren. Das Handy selbst bleibt in der Jackentasche oder im Aktenkoffer - die Übertragung erfolgt schnurlos. Eingehende Anrufe werden mit einem Druck auf einen Schalter am Ohrhörer angenommen. Möchte man einen Anruf tätigen, reicht ebenfalls ein kurzer Druck, und der Anruf kann per Spracheingabe aktivert werden. Der Akku des Headsets hält mindestens einen Arbeitstag durch, verspricht Ericsson. Das Headset ist 30 Gramm leicht und mit den meisten Ericsson-Handys kompatibel. An Handys ohne integrierten Bluetooth-Chip wird der Bluetooth-Adapter angesteckt.

Und so langsam soll es auch in der übrigen Bluetooth-Welt richtig losgehen. So stellte beispielsweise Siemens jetzt einen Bluetooth-USB-Adapter vor - mit einem erweiterterten Aktionsradius von 100 Metern. Der Plug-and-Play-USB-Adapter soll dafür sorgen, dass PCs und Notebooks mit USB-Schnittstelle innerhalb eines Umkreises von 100 Metern mit beliebigen Bluetooth-fähigen Geräten drahtlos kommunizieren können. Damit lassen sich dann beispielsweise Ad-hoc-Netzwerke oder der drahtlose Internet-Zugang über Bluetooth-Basisstationen und normale Telefonleitungen realisieren. Der Siemens-USB-Adapter soll ab Mai 2001 verfügbar sein. Er läuft unter Windows und erlaubt beispielsweise die drahtlose Synchronisierung von PC-Kontakt- und -Terminplanern mit Bluetooth-fähigen Handhelds.

Noch Zukunftsmusik: Bluetooth soll auch in Autos Einzug halten und die Interaktion mit Fahrzeugfunktionen erlauben, zum Beispiel zum Entriegeln der Türen und für die Kommunikation mit bordeigenen Diagnosesystemen.

Hersteller wie Ericsson und Motorola sind jedenfalls euphorisch. Sie bezeichnen das Konzept gar als "Fernbedienung für alle Dinge des täglichen Lebens". Ihr Szenario: Der Anwender wird in Zukunft, wenn er von der Arbeit nach Hause kommt, per Handy sein Garagentor öffnen, die Alarmanlage aus- und die Kaffeemaschine anschalten. Auch nüchterne Marktforscher sehen einen Bluetooth-Boom: Dataquest erwartet für das nächste Jahr einen Absatz von 250 Millionen Bluetooth-fähigen Produkten.

Königlicher Name

Den Namen Bluetooth (Blauzahn) für die Technik wählte Ericsson in Erinnerung an den vor rund 1000 Jahren herrschenden Wikingerkönig Harald II. Wegen des durch ihn eingeleiteten, erfolgreichen Zusammenschlusses einzelner Gebiete zu einem einheitlichen Königreich Dänemark soll sein Name für fortschrittliches Denken auf Basis eines großen Grundgedankens stehen.