Vorwurf des Insiderhandels dementiert

Blue C muss zurückstecken

09.03.2001
MÜNCHEN (CW) - Der österreichische E-Business-Dienstleister war mit hohen Ambitionen gestartet und muss nun zurückstecken. Die Aktie der seit einem halben Jahr am Neuen Markt notierten Blue C AG ist noch gut ein Zehntel ihres Ausgabepreises von 9,5 Euro wert. Nun werfen Anlegervertreter dem Unternehmen auch noch Insiderhandel vor.

Blue C war 1999 aus dem Zusammenschluss der Wiener Internet-Agentur Datenwerk GmbH und des Bonner Consulting-Unternehmens Rüdiger Nürk Managementberatung entstanden. Knapp eineinhalb Jahre später muss das Unternehmen nun einräumen, seine Wachstumsziele für das letzte Finanzquartal 2000 deutlich verfehlt zu haben, und die Prognosen für das laufende Geschäftsjahr ebenso deutlich senken. Statt der im letzten Sommer prognostizierten 5,7 Millionen Euro verbucht Blue C nach vorläufigen Zahlen Einnahmen von 900000 Euro im letzten Jahresviertel. Dabei hatte die Company in ihrem Neunmonatsbericht noch davon gesprochen, einer der "führenden E-Market-Integratoren in Europa" zu sein. Damals war auch noch die Rede vom Ausbau der europäischen Marktstellung durch Akquisitionen sowie von der Erschließung neuer Märkte in den USA.

Aufgrund der enttäuschenden Geschäftsentwicklung tritt Vorstandschef Rüdiger Nürk zurück, und der Finanzvorstand Folker Pieterse verlässt das Unternehmen, da die künftige Weiterentwicklung der Firmenstrategie "mit seinen persönlichen und beruflichen Zielen nicht übereinstimmt", so die offizielle Verlautbarung.

Damit nicht genug, meldet der "Spiegel" in seiner jüngsten Ausgabe, dass die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) Blue-C-Insidern vorwirft, von den schlechten Zahlen des Unternehmens gewusst zu haben und sich vor deren Veröffentlichung von ihren Papieren getrennt zu haben. So seien am 15. und 16. Februar auffällig hohe Umsätze der Aktie zu beobachten gewesen, die das normale Handelsaufkommen um das dreifache überstiegen hätten.

In Wien weist man die Vorwürfe jedoch von sich. Man wolle eine mögliche Untersuchung des Bundesaufsichtsamtes für Wertpapierhandel mit allen Kräften unterstützen, so die Parole. Es sei nicht bekannt, dass Insider-Informationen an Dritte herausgegeben worden wären. Auch sei es unwahrscheinlich, dass Blue-C-Mitarbeiter die Verkäufe getätigt hätten, aufgrund des gehandelten Volumens kämen lediglich die Vorstände beziehungsweise Altaktionäre in Frage, die jedoch noch der Sperrklausel unterlägen und diese auch nicht gebrochen hätten.