Blogs und Wikis erfolgreich im Unternehmen einsetzen

05.06.2007
Von Dr. Peter Schütt
Das Web 2.0 hält Einzug in die Unternehmen. Wikis und Blogs sind die Vorreiter, von denen mittlerweile alle IT-Leiter gehört haben. Trotzdem bleiben viele Fragen über ihren sinnvollen Einsatz.

Wikis und insbesondere Blogs haben sich in den letzten drei Jahren zum Renner des öffentlichen Internet gemausert. Jetzt beginnen die beiden Web-2.0-Werkzeuge auch ihren Siegeszug in Unternehmen und verändern damit die Zusammenarbeit mehr, als es fünfzehn Jahre Wissens-Management geschafft haben. Wenn die Gartner Group im Dezember 2006 verlauten ließ, dass "Social Software für Unternehmen die größte Erfolgsgeschichte des Jahrzehnts, bezogen auf neue Arbeitsplatztechnologien sein wird", so scheint das keinesfalls übertrieben. Ohne Zweifel hat diese Entwicklung auch Deutschland schon erfasst, wie der Re:Publica-Kongress in Berlin zeigte, an dem im April mehr als 700 Blogger teilnahmen. Trotzdem ist die Verunsicherung im Moment noch groß. Es ist nicht ungewöhnlich, dass ein CIO von einer Konferenz zurückkehrt und kundtut, dass der Wettbewerber bereits 35 Wikis habe und man nun unbedingt auch damit anfangen müsse – ohne das klar ist, wofür eigentlich.

Hier lesen Sie ...

  • Welche Rolle Blogs und Wikis in Unternehmen spielen können;

  • Welche Tricks die Effizienz der Nutzung erhöhen;

  • Warum Insellösungen nicht hinreichend sind.

Die IBM zählt zu jenen Technologiefirmen, die ihre Mitarbeiter zum Bloggen animieren.
Die IBM zählt zu jenen Technologiefirmen, die ihre Mitarbeiter zum Bloggen animieren.

Es gibt aber durchaus Unternehmen, die Web-2.0-Lösungen schon intensiv nutzen. So haben bei IBM bald 15 Prozent der Mitarbeiter ein eigenes Blog und 4500 interne gelten mit mindestens zwei Einträgen pro Woche als besonders aktiv. An den knapp mehr als 8800 Wikis beteiligt sich bereits fast die Hälfte der Mitarbeiter. Sie haben dort mittlerweile über 143 000 Seiten verfasst. IBM setzt dabei Vorversionen der Produkte "Lotus Connections" und "Lotus Quickr" ein, die Ende Juni auf den Markt kommen sollen. Die praktische Erfahrung der IBM-internen Nutzung floss in die Gestaltung dieser Werkzeuge ein.

Blogs von der Rolle

Der Einstieg in Web 2.0-Techniken erfolgt häufig über Weblogs. Sie sind den klassischen Foren verwandt, indem fortlaufend Einträge chronologisch publiziert werden. Aber es gibt auch Unterschiede zu den etablierten Online-Diskussionen:

  • Weblogs sind in der Regel personenbezogen, denn allein sein Besitzer entscheidet über das von ihm gewählte Themenpotpourri, während Foren eher themenbezogen sind und von verschiedenen Autoren und einem Moderator leben. Es gibt allerdings auch rein themenbezogene Blogs, die manchmal auch von einer Gruppe von Personen editiert werden. Hier verschwimmen die Unterschiede.

  • Blogs lassen sich über Feed-Technologie sehr einfach abonnieren, während die meisten Forenupdates immer noch klassisch per Mail versandt werden und damit die Postkörbe verstopfen. Um Letzteres zu vermeiden, tendieren Mitarbeiter dazu, Foren nur in Ausnahmefällen zu abonnieren. Die Konsequenz ist, dass sie schlechter informiert bleiben. Blog-Einträge lassen sich per Feed-Reader separat von der E-Mail lesen und haben damit einen höheren Grad an Benutzerfreundlichkeit.

Wie Sie den Erfolg von Web 2.0-Aktivitäten in Ihrem Unternehmen messen können, erfahren Sie in diesem Videovortrag von Professor Manfred Leisenberg.
Wie Sie den Erfolg von Web 2.0-Aktivitäten in Ihrem Unternehmen messen können, erfahren Sie in diesem Videovortrag von Professor Manfred Leisenberg.

Vor dem Abonnieren muss der Nutzer aber erstmal von der Existenz der Online-Journale wissen. Hier helfen Suchmaschinen, aber es gibt andere Tricks: Wichtig ist die so genannte Blogrolle, in der ein Autor die von ihm gelesenen Blogs auflistet. Außerdem empfiehlt es sich, neue Beiträge gezielt dann freizuschalten, wenn die Chance am größten ist, viele Leser zu erreichen. So ist es in international agierenden Unternehmen wenig sinnvoll, Texte, die auch amerikanische Kollegen lesen sollen, nach europäischer Zeit morgens in das Blog zu stellen. Damit wartet man besser, bis um 15 Uhr die Sonne an der amerikanischen Ostküste aufgeht. Selbst wenn das Publikum nur aus Deutschen besteht, gibt es gute Zeiten und schlechte Zeiten. Abends Veröffentlichtes findet nur ein kleines Publikum. Die meisten lesen Blogs, wenn sie mit der Mail durch sind, also morgens gegen 10 Uhr und dann nachmittags zur Kaffeepausenzeit gegen 15 Uhr. Die meisten Tools bieten deshalb eine Funktion für das automatische Publizieren zu einem vorgegebenen Zeitpunkt.