Blogger Beppe Grillo mischt die italienische Politik auf

12.09.2007
Wer sagt denn, dass Blogger ein Internet-Dasein führen fernab der ganz real existierenden Welt? Der italienische Blogger Beppe Grillo unterhält nicht nur einen der erfolgreichsten Blogs der Welt. Seine Botschaft schafft es auch auf die Straßen Italiens.

Grillo stammt aus Genua. Die "Süddeutsche Zeitung" nennt ihn eine "Mischung aus Prophet und Kobold". Und dieser Prophet macht italienischen Politikern richtig Ärger. Nicht nur unterhält er Beppe Grillo's Blog, der mit 160.000 Zugriffen pro Tag in Italien riesigen Zuspruch findet. Sein Thema ist die Demaskierung der Polit-Avantgarde. So macht er sich nicht nur über die agierende Politprominenz wie Premierminister Romano Prodi ("Schlaftablette") und den Ex-Premier und jetzigen Oppositionsführer Silvio Berlusconi ("Zwerg") lustig.

Vielmehr bringt er in seinem Blog auch eine Liste ("Onorevoli Wanted") aller rechtskräftig verurteilten Parlamentarier. Zudem findet man hier diverse Initiativen wie den gegen den Irak-Krieg. Garniert wird das Polit-Potpourri durch saftige Kommentare, die Grillo gegen die amtierende Politikerkaste formuliert.

Protest vom Internet auf die Straße verlagert

Beppo Grillo lässt in seinem Blog kein gutes Haar an der italienischen Polit-Prominenz, auch nicht an Oppositionsführer Silvio Berlusconi.
Beppo Grillo lässt in seinem Blog kein gutes Haar an der italienischen Polit-Prominenz, auch nicht an Oppositionsführer Silvio Berlusconi.
Foto: ultimateitaly.com

Mittlerweile ist Grillo dazu übergegangen, seine Aktionen aus dem virtuellen Raum des Internet in die Erlebniswelt der italienischen Straße zu verlegen. Am vergangenen Wochenende zog es, wie die Süddeutsche Zeitung schreibt, Zehntausende Menschen auf die Straßen und öffentlichen Plätze von 220 Städten. Dort beteiligten sie sich an einer von Grillo als "V-Day" bezeichneten Aktion. Das V steht hierbei für das italienische "Vaffanculo". Der Deutsche würde es übersetzen mit "Leck mich am Arsch". 50.000 Menschen versammelten sich allein in Bologna. Dort trat Grillo auf. Insgesamt unterschrieben 300.000 Bürger eine Gesetzesinitiative, die der streitbare Blogger initiiert hat. Darin verlangt Grillo, dass das italienische Parlament alle die Parlamentarier aus ihren Tätigkeiten und Ämtern entfernen soll, die rechtskräftig verurteilt wurden.

Wirklich lustig finden die italienischen Politiker das Treiben von Grillo schon lange nicht mehr. Die süddeutsche Gazette zitiert die Familienministerin Rosy Bindi mit den Worten, die Parlamentarier erlebten eine Rebellion gegen die Politik, die "ernstgenommen werden muss". Die Wut richte sich gegen die "ganze politische Klasse." Die stehe im Verruf wie selten zuvor. (jm)