Distributed Ledger

Blockchain – was kommt nach dem Hype?

27.11.2018
Von 
Wolfgang Herrmann war Editorial Manager CIO Magazin bei IDG Business Media. Zuvor war er unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO und Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.

UPS - Blockchain in der Logistik

Der Logistikkonzern United Parcel Service (UPS) hat ein Team aufgestellt, das den Einsatz von Blockchain-Techniken in der Supply Chain untersucht. Linda Weakland, Director Enterprise Architecture and Innovation, sieht Automatisierungspotenziale etwa in der Zollabfertigung von transportierten Gütern. Diese sei noch immer mit zahlreichen manuellen Prozessen verbunden. Ein Blockchain-System könne UPS helfen, den Prozess zu modernisieren und Güter erheblich schneller zu verzollen. Transaktionen ließen sich damit noch genauer nachvollziehen, auch Kosteneinsparungen etwa beim Transport von Containern wären erreichbar.

Um das Potenzial der Blockchain auszuschöpfen, ist aus Sicht von Weakland aber ein Einsatz in der kompletten Lieferkette vonnöten. Vor diesem Hintergrund ist UPS im November 2018 der Blockchain in Transport Alliance (BiTA) beigetreten, die Blockchain-Standards für die Frachtindustrie entwickelt. Solche Standards würden es UPS und seinen Partnern erleichtern, Daten über mehrere Blockchain-Systeme hinweg zu teilen, erläutert die IT-Managerin. Bisher sei das ein schwieriges Unterfangen.

UPS sieht die Blockchain als integralen Bestandteil seines entstehenden Smart Logistics Network, das auch andere aufkommende Technologien umfasst. Dazu gehören beispielsweise das Internet of Things (IoT), Robotics, künstliche Intelligenz und Machine Learning. UPS-CIO Juan Perez will solche Technologien unternehmensweit einsetzten und hat dazu eigens die Advanced Technology Group gegründet.

Transparente Lieferketten für Nahrungsmittel

Seine Lieferkette will auch der amerikanische Früchtehändler Driscoll´s verbessern. Er verkauft unter anderem Erdbeeren, Himbeeren und Brombeeren an Einzelhändler, darunter Walmart und zahlreiche Supermärkte weltweit. CIO Tim Cullen will eine Rückverfolgbarkeit der verkauften Produkte bis hin zum Erntefeld erreichen.

Gemeinsam mit einem guten Dutzend weiterer Lebensmittelproduzenten arbeitet Driscoll´s mit IBM an einer Blockchain. Sie soll es beispielsweise erlauben, die Herkunft von verdorbenen Lebensmitteln nachzuvollziehen. In der Blockchain werde praktisch jeder Datenpunkt in der Lieferkette dokumentiert, berichtet Cullen. Dazu speichere man beispielsweise Barcodes auf Paletten und Containern: "Die Daten in der Blockchain sind nicht manipulierbar und deshalb eine vertrauenswürdige Basis, um die Herkunft von Lebensmitteln lückenlos zu dokumentieren." Neben Blockchain setze Driscoll´s im Rahmen seiner digitalen Initiativen auch auf Advanced Analytics und Machine Learning.

Wie CIOs den richtigen Use Case finden

Angesichts der Vielzahl potenzieller Use Cases für Blockchain-Technologien empfiehlt McKinsey Unternehmen ein strukturiertes Vorgehen. Bei der Entscheidung, welche konkreten Initiativen sie verfolgen, sollten sie einen "pragmatischen Skeptizismus" an den Tag legen. Denn allzu oft entstünden in Blockchain-Pilotprojekten Lösungen, für die es gar kein Problem gebe. Um nicht in diese Falle zu tappen, gelte es echte "Painpoints" zu identifizieren, die beispielsweise Kunden im Umgang mit Unternehmensprozessen ärgerten. Erst im zweiten Schritt lohne es sich, den kommerziellen Nutzen und die Realisierbarkeit genauer zu analysieren.