Blizzard bringt Skier mit Java-Programm auf die Piste

26.05.2009
Dank gutem Projekt-Management und Freiräumen für Key User war die Einführung der neuen ERP-Software ein Erfolg.

Seit Anfang des Jahres arbeitet der Vertrieb des Skiherstellers Blizzard mit einer neuen ERP-Software auf Java-Basis. Im Februar kamen die Produktion und die Lagerwirtschaft hinzu. Zuvor hatten sich die Skispezialisten mit einer Sammlung von Excel-Tabellen, selbstgebauter Software auf AS/400- oder Windows-Basis sowie E-Mail beholfen. Im Rahmen der Übernahme durch die italienische Tecnica-Gruppe wurden die IT-Prozesse jedoch überdacht. Da die IT-Landschaft aus Sicht des Managements weder geeignet war, die Produktion effizient zu planen, noch die Prozesse transparent zu machen, fiel die Entscheidung für eine ERP-Software.

Die Projektplanung

Tecnica begleitete die Einführung und schrieb bestimmte Standards vor – etwa dass die neue Software einen Datenaustausch auf XML-Basis beherrschen muss. Blizzard hat nicht nur Finanzdaten abzugeben, sondern liefert Waren an Kunden aus, deren Rechnungen in Italien fakturiert werden. Bei der Projektplanung sowie bei der Produktauswahl ließen die Italiener ihren österreichischen Kollegen aber freie Hand.

Die Wahl fiel auf "Semiramis" von SoftM. Für das Produkt sprachen die leicht bedienbare Oberfläche, die durchgängige Logik, die Mehrsprachigkeit und die Java-Fähigkeit. Zudem läuft der Client im Browser, so dass am Fertigungsstandort in der Ukraine keine lokale Softwareinstallation erforderlich war.

Wichtiger als die ERP-Applikation an sich war jedoch die Art der Einführung. Controlling-Leiter und IT-Verantwortlicher Eric-Jan Kaak und sein Team nutzten das Projekt für einen Neuanfang: "Wir haben uns gefragt, wie eine Skiproduktion aussieht, wenn man bei null anfängt, und was Semiramis davon im Standard bietet." Entscheidend war dabei für Kaak, dass es nicht um ein klassisches IT-Vorhaben, sondern um neue Abläufe ging, die ein Umdenken der Mitarbeiter erforderten.

Projektsteckbrief

Projektname: ERP-Einführung.

Branche: Skihersteller.

Kernprodukt: Semiramis von SoftM.

Herausforderungen: komplizierte Fertigung, Saisongeschäft.

Stand des Projekts: Erfolgreiche Einführung für Vertrieb und Produktion, in Kürze folgt das Rechnungswesen.

Ansprechpartner: Eric-Jan Kaak, Blizzard.

Glücksfall Projektleiter

Entscheidend für den Erfolg der Einführung war vor allem ein Zufall: Als das Projekt bereits lief, stieß der ehemalige Blizzard-Mitarbeiter Manfred Ausserbichler dazu, der einige Jahre als Softwareingenieur bei der Firma KTW in Tirol tätig war, die wiederum das Programm Semiramis entwickelt hatte. Ende 2006 übernahm SoftM die Softwareschmiede und vermarktet die Anwendung seither als ERP-Kernprodukt. Als technischer Projektleiter hat der Semiramis- und Blizzard-Kenner wesentlich dazu beigetragen, dass die Software ohne externe Berater und weitgehend im Zeitplan bei Blizzard eingeführt wurde. Wie vorgesehen, konnte der Vertrieb ab Januar mit der ERP-Software arbeiten. In der Produktion verschob sich die Inbetriebnahme wegen schlechter Stammdaten aus dem Altsystem um vier Wochen.

Blizzard bezeichnet sich als auftragsbezogenen Serienfertiger. Naturgemäß sind Skier ein saisonales Geschäft: Von März bis Oktober läuft die Produktion auf Hochtouren. Zwischen Oktober und Januar beschäftigt sich das Marketing bereits mit den Produkten für die kommende Saison. Aufträge aus dem US-amerikanischen Markt liegen etwa bis Juni vor.

Schwieriges Skigeschäft

Für die Kernmärkte Österreich, Schweiz, Norditalien und Deutschland prognostiziert Blizzard den Bedarf. Dabei helfen Vorhersagen der Skiverbände und großen Sportartikelhändler. Der tatsächliche Auftragsbestand ist jedoch erst Ende Herbst komplett. Wegen des komplizierten Verfahrens dauert die Fertigung eines Skipaares aber bis zu sechs Wochen. Ein Produktionsauftrag für ein Modell löst bis zu 20 Unteraufträge aus. Schon wegen der Vorlaufzeit muss Blizzard quasi auf Verdacht vorproduzieren.

Vereinfachte Prozesse

Um diese sehr spezielle Produktion in einer ERP-Standardsoftware abzubilden, hatte Blizzard zunächst einiges vereinfacht: Stücklisten wurden modifiziert und die Stammdaten weitgehend standardisiert. So gab es früher für den Ski pro Längenausführung eine eigene Stückliste. Heute lassen sich die jeweiligen Fertigungsstücklisten für ein Skimodell in einer bestimmten Länge über hinterlegte Formeln berechnen. (fn)