Blitzumfrage bei 100 amerikanischen IT-Managern zeigt Skepsis Microsofts Omnipraesenz kann sich verhaengnisvoll auswirken

10.02.1995

MUENCHEN (CW) - IT-Verantwortliche stehen dem Einsatz von Microsoft-Produkten zumindest in unternehmenskritischen Bereichen eher skeptisch gegenueber. Bezweifelt wird die Glaubwuerdigkeit des Desktop-Allrounders vor allem, wenn es um den Markt fuer Server- Produkte geht. Das ergab eine Blitzumfrage der CW- Schwesterpublikation "Computerworld" bei 100 amerikanischen DV- Managern.

Die in mittleren und grossen Firmen durchgefuehrte Befragung sollte in erster Linie die Stimmungslage bei den Anwendern ermitteln. Dabei stellte sich heraus, dass Microsofts zweigleisige Produktstrategie DV-Chefs bislang nur auf der Client-Seite ueberzeugen kann. Die Gates-Truppe, die den Soho- und den Front- end-Markt mit immer mehr Anwendungen bedient, will jedoch ueber die "Back-Office"-Schiene auch bei den Business-Loesungen mitreden.

Doch knapp 80 Prozent der von der "Computerworld" befragten IT- Manager bezweifeln bislang noch die Kompetenz des Softwaregiganten auf diesem Gebiet. Lediglich ein Drittel ist der Meinung, dass die Desktop-Spezialisten auch etwas von dem fuer Geschaeftsprozesse notwendigen IS-Bedarf verstehen.

Trotzdem ist die Office-Produktpraesenz in den Unternehmen soweit fortgeschritten, dass etwa die Haelfte der Umfrageteilnehmer in Microsoft einen aehnlich wichtigen Partner sieht wie etwa in IBM, Hewlett-Packard oder Digital Equipment. Das Akzeptanzproblem wird in erster Linie darauf zurueckgefuehrt, dass Microsoft aus Sicht mancher Anwender auf zu vielen Hochzeiten tanzt. Das vielfaeltige Engagement von Bill Gates sorge eher fuer Irritationen, meint der Projekt-Manager einer petrochemischen Firma. Man traue dem Allrounder nicht die Loesung spezieller Probleme zu.

Vergleichsweise wenige IT-Manager veruebeln Microsoft die permanente Verspaetung neuer Produkte sowie deren anfaengliche Fehleranfaelligkeit. Lediglich 37 Prozent der Befragten gaben an, dass Microsofts Vorliebe, Produkte zu frueh anzukuendigen, ihre Kooperationsbereitschaft in Sachen unternehmenskritische Anwendungen einschraenke. Eine Mehrheit von 61 Prozent hat sich offensichtlich mit den Gepflogenheiten der Desktop-Industrie abgefunden: Versionsverzoegerungen und "leere Versprechungen" gehoerten wohl zum Kompromiss, den man in der Welt verteilter Systeme eingehen muesse und wuerden die getroffenen Entscheidungen nicht sonderlich beeinflussen, so der Tenor.