E-Government/Kommentar

Blick hinters Bürgerportal

15.08.2003
Helga Biesel Redakteurin CW

Zwei Dinge werden heute von jeder öffentlichen Verwaltung verlangt: Bürgerfreundlichkeit und Kosteneffizienz. Böse Zungen mögen behaupten, diese Erwartung werde sich nie erfüllen, schließlich laute der Standardvorwurf an die Behörden, dass es ihnen genau an diesen beiden Qualitäten mangle. Doch hat sich in den vergangenen Jahren einiges getan: Beamtenschelte kommt professionellen Beobachtern der Verwaltung, aber auch den Bürgern deutlich seltener über die Lippen. Denn für sie ist in den Jahren der Einführung der Bürgerportale mit ihren zahlreichen Informations-, Kommunikations- und Transaktionsservices viel erreicht worden. Da-rüber hinaus haben Kooperationen - Stichwort: Public-Privat-Partnership - sehr viel für ein besseres Image der städtischen und kommunalen Rathäuser bei der Wirtschaft getan.

Zurzeit allerdings liegt der Schwerpunkt der Reformen eindeutig beim Thema Kosteneffizienz. Wenn dabei der Bürgerservice nicht zu kurz kommt, ist dies eher ein positiver Nebeneffekt. Das größte Einsparpotenzial in der öffentlichen Verwaltung besteht nämlich dort, wohin der Bürger nicht sieht: im Innern der Behörde. Das aktuelle Zauberwort heißt, wie in der privaten Wirtschaft, Prozessoptimierung. Zusammengehörende Abläufe sollen im IT-System so integriert werden, dass durchgängige Geschäftsprozesse mit möglichst wenigen Medienbrüchen entstehen. Und hier gibt es in den Behörden einen gewaltigen Nachholbedarf. Schleppende Workflows resultieren aus mangelnder Integration.

Die Parallelen zur immer schon kostenbewussteren Wirtschaft fallen auch beim immer häufigeren Übergang von der kameralen Haushaltsrechnung zur doppelten Buchführung auf. Die Annäherung kommt beiden zugute, Wirtschaft und Verwaltung, wobei einigen innovativen Ämtern zuzutrauen ist, dass sie in Sachen Open-Source-Lösungen so manchen Unternehmen in absehbarer Zeit die Schau stehlen.