Effiziente Kühlung

Blade-Server bringen Klimawandel im Rechenzentrum

15.10.2008
Von Hans-Jörg Schilder

Mehr Leistung auf weniger Fläche

Foto: HP

Ein Schrank mit 42 Höheneinheiten kann bis zu 128 Server respektive 1024 Prozessoren pro Quadratmeter Fläche im Rechenzentrum beherbergen. Kostenrechner, die jeden Quadratmeter teuer bezahlen müssen, wissen dieses Argument zu schätzen. "Die höhere Packungsdichte der Server hat nicht unbedingt höhere Kosten zur Folge", berichtet Unnerstall. Vielmehr müssen die Lösungen optimiert werden, so dass rund sechs bis acht Lüfter für eine geregelte Kühlung sorgen. Dasselbe gilt seiner Meinung nach auch für die Kühllösungen, die nicht unbedingt mehr Leistung benötigen, sondern über optimierte Funktionen verfügen müssen. Getragen wird das Gesamtkonzept von energieeffizienten CPUs, stromsparenden Arbeitsspeichermodulen und alternativen Festplattenkonzepten. So kann etwa ein Solid-State-Drive mit einem Drittel weniger Strom auskommen.

Hinsichtlich der Klimatisierung verweist Nicolai auf sein Spezialgebiet: "Wer neue Rechenleistung plant, kann durch die Anzahl der notwendigen Rechner die Verlustleistung abschätzen." Oft sei es besser, einen Schrank halb leer zu lassen, um Erweiterungen besser planen zu können. So bietet der Hersteller Pay-as-you-grow-Konzepte an, die beim Start mit einer niedrigen Packungsdichte aufwarten und bis zum dichtgepackten High-Density-Schrank ausgebaut werden können. Dazu liefert Rittal Beratungsleistung, in der die Experten aus Baukastensystemen angepasste Lösungen zusammensetzen.

Ungenutztes Potenzial: 45 Prozent weniger Energie

Ganz so neu ist der Trend zum Blade übrigens nicht. So setzen Betreiber von Telekommunikationslösungen seit Jahren auf die hochverfügbaren Chassislösungen, die sich dort weitgehend durchgesetzt haben. Neu ist die hohe Packungsdichte der Server und die Bereitschaft der Hersteller, in die weitere Entwicklung zu investieren. So wundert es nicht, wenn Nicolai prophezeit: "Die Verlustleistung wird weiter ansteigen, aber nicht ganz so dramatisch wie von verschiedenen Marktforschern vorhergesagt."

Neben der Kühlung ergibt die höhere Packungsdichte weitere Problemzonen: Die Stromzuführung, das Kabelmanagement und die Verwaltung der Server. Alleine die Anzahl der Schnittstellenkabel stößt bei einem Bladeserverschrank mit 128 Servern an Grenzen, die kein Administrator verantworten kann. Außerdem muss der am Boden vorhandene Platz ausreichen, um Kabel und Luft in den Schrank zu lassen.

Dass auch noch genügend Einsparungspotenzial vorhanden ist, zeigt die Diskussion um die Temperatur in den Schränken. So spricht Nicolai davon, dass die Angst abgebaut werden muss, einen Schrank bei 28° Celsius zu betreiben. Dies wird auch von Unnerstall bestätigt: "Jedes Grad an höherer Temperatur spart sofort Energie und damit Kosten." Das Einsparpotenzial für eine komplette Lösung liegt bei rund 40 Prozent, Lösungen wie etwa Dynamic Smart Cooling (DSC) mit Wärmesensoren und einer geregelten Klimatisierung schaffen 45 Prozent. Der Klimawandel scheint künftig also auch im Rechenzentrum anzukommen.