Blade-Rechner vor dem Durchbruch

14.06.2004
Von 
Kriemhilde Klippstätter ist freie Autorin und Coach (SE) in München.

Zum Jahresende 2003 fasste sich Intel ein Herz und startetet einen neuen Versuch, um wenigstens einige gemeinsame Funktionen im Bereich Connectivity zu definieren. Außer Intel beteiligten sich unter anderem Dell, HP, IBM und Egenera an den Bestrebungen. Unter anderem will sich die Gruppe auf gemeinsame Software-APIs und Hardware-Verbindungen für zukünftige Blade-Generationen einigen. Insider erwarten aber nicht, dass vor 2005 mit verbindlichen Ergebnissen zu rechnen ist, obwohl Standards die Akzeptanz bei den Anwendern erhöhen würden.

Vielleicht kann eine Normierung der Blade-Server über Blade-PCs erreicht werden, denn in jüngster Zeit wird die Idee auch auf Desktop-Rechner übertragen. Clearcube Technology hat kürzlich eine Lösung vorgestellt, bei der die steckbaren PCs zentral im Rechenzentrum installiert werden. Die Blades sind wahlweise mit Pentium 4 (Taktrate 3,4 Gigahertz) oder Dual-Xeon-Prozessoren ausgestattet. Sie enthalten 2 GB Hauptspeicher, Grafikkarte und eine Festplatte mit mindestens 80 GB. Der Benutzer hat nur einen flachen Kasten, den "User Port", am Schreibtisch stehen. Die Box verfügt über keine Intelligenz und enthält nur die Anschlüsse für Bildschirm, Tastatur, Maus, Lautsprecher und weitere USB-Peripheriegeräte. Für die Verbindung mit dem Rechner reicht bei einer Entfernung bis 200 Meter ein CAT-5-Kabel am C-Port. Ein I-Port schafft den Anschluss über Ethernet.

Laut Herstellerangaben eignet sich das Konzept besonders für Industrieumgebungen, kleine Arbeitsräume oder im Schalter- und Praxisbereich. Die passende Management-Software liefert Werkzeuge für die ferngesteuerte Verwaltung, das Backup und die automatische Überwachung des Systems. Zusätzlich können damit Hardware-Images übertragen werden. Beim Ausfall eines PC-Blades schaltet das System automatisch auf einen Reserverechner um, so dass die Verfügbarkeit laut Clearcube bei 99,9 Prozent liegt. Das System ist auch für sensible Umgebungen tauglich, da der Benutzer keinen Zugang zur zentralen Hardware hat. Der Hersteller beziffert den Preis eines Blade-PCs auf rund 1000 Euro, die Gesamtlösung schlägt mit zirka 1500 Euro je Benutzer zu Buche. IBM bietet die Clearcube-Lösung in Japan an. HP hat ein eigenes Angebot für die USA entwickelt.

Ausblick

Die Hardwarekomponenten der Blades werden sich zur preiswerten Austauschware entwickeln. Die Herausforderung liegt in der Verwaltung der vielen Server. Für Systemadministratoren dürfte es kaum möglich sein, 200 Server im Rack manuell zu konfigurieren und zu überwachen. Die Hersteller bieten deshalb schon jetzt ihre Softwarepakete für die zentrale Verwaltung und Programmverteilung an. Werkzeuge wie EMCs "VMware" oder Egeneras "Processing Area Network" sind nach Ansicht von William Terrill, Analyst der Burton Group, Vorreiter für zukünftige Produkte, die noch bessere und automatisierte Funktionen für Virtualisierung, Provisionierung, Partitionierung, Überwachung und Verwaltung liefern werden.

Für ihn steht am Ende der Entwicklung das "Rechenzentrum in drei Boxen". Terrill: "Das Front-end der Netzinfrastruktur bildet ein einziges virtualiertes Gerät, das in logische Einheiten für jede Applikation oder Abteilung aufgeteilt ist und Firewalls, Router oder Lastverteiler speziell für eine Funktion enthält. In der zweiten Abteilung finden sich die Server in Form von Blade-Farmen. Infrastrukturkomponenten und Server sind über virtuelle Netze (VLANs) miteinander verknüpft. Diese Rechner werden ihrerseits per Fibre Channel oder über Ethernet und iSCSI mit einer dritten Box verbunden, die SANs und NAS-Speicher vorhält."