Blade-Rechner vor dem Durchbruch

14.06.2004
Von 
Kriemhilde Klippstätter ist freie Autorin und Coach (SE) in München.

Damit machte die Blade-Architektur Schluss, da nun mehrere Server-Karten in ein Chassis gesteckt werden konnten. Die kompakt aufgebauten Platinen sind mit Prozessoren, Hauptspeicher oder Netzadapter bestückt, die im konventionellen Server oft eigene Karten beanspruchen. Das Gehäuse verfügt über eine "Backplane", die Infrastrukturkomponenten wie Stromversorgung, Kühlung und LAN-Anschluss an alle enthaltenen Server liefert. Im Vergleich zu den flachen und stapelbaren Rechnern erhöhte sich die Leistungsdichte noch einmal: Passen in ein Industrie-Rack mit 72 Zoll Höhe und 19 Zoll Breite bis zu 42 Pizzaboxen, so lassen sich dort je nach Hersteller und Formfaktor 200 und mehr Blade-Server unterbringen.

Dass ein Blade-Rack weniger Komponenten enthält als ein Schrank mit flachen Servern, verleitet zu der Annahme, hier würde weniger Hitze entstehen. Weit gefehlt: die größere Rechenpower sorgt für viel Abwärme. Ein voll bestücktes Rack gibt 4000 Watt und mehr in Form von Hitze ab. Im Rechenzentrum mit Kühlung aus dem Doppelboden rechnet man nach einer üblichen Faustformel mit einem Durchschnittswert von 1000 Watt Abwärme pro Quadratmeter, die es zu kühlen gilt. Die ersten Blade-Server litten dementsprechend unter dem Wärmeproblem und fielen reihenweise aus. Die Hersteller von Kühlanlagen, etwa APC oder Rittal, bieten deshalb inzwischen gekühlte Racks oder einbaubare Kühlungen an.

Die Hitzeprobleme der Vergangenheit erklären, warum das Blade-Konzept trotz der vielen Vorteile zunächst nur zögerlich Zuspruch fand. Die Marktforscher von IDC haben ausgerechnet, dass 2003 weltweit nur rund 120 000 Blade-Server ausgeliefert wurden, allerdings soll es jetzt rasant aufwärts gehen. Im Jahr 2007 sollen den Analysten zufolge 20 Prozent aller Server in Form von steckbaren Platinen verkauft werden. Für IBM beispielsweise, einem der führenden Anbieter in diesem Bereich, errechneten die Marktforscher für das dritte Quartal 2003 eine Absatzsteigerung von 35 Prozent während das Gesamtwachstum im Server-Markt damals nur bei zwei Prozent lag.

Kein Wunder also, dass die Hersteller ihr Blade-Angebot ausweiten und differenzieren. Insbesondere die Chassis erfahren zusätzliche Funktionalität in Form von Keyboard-, Video- und Monitor-(KVM-)Switching, Ethernet- und Speicher-Switches oder Ports für Universal Serial Bus (USB) und seriellem Anschluss für alle eingesteckten Server. Diese Infrastruktur-Komponenten sitzen bei einigen Herstellern in prozessorlosen Blades im Gehäuse. Für den Transport der großen Datenmengen implementieren die Anbieter Hochgeschwindigkeits-Backplanes, die auch Kontrollinformationen für Management-Module bereit stellen.

Rechner-Farmen gehört die Zukunft

Blades eignen sich hervorragend zum Aufbau von Server-Farmen und unterstützen moderne IT-Architekturen wie IBMs "On-Demand", HPs "Adaptive Enterprise" oder Suns "N1". Beispielsweise lassen sich die Recheneinheiten relativ einfach virtualisieren, so dass die Leistung an den Bedarf der Anwendungen angepasst und Überkapazitäten vermieden werden. Der Aufbau von Grid- und Cluster-Strukturen ist ebenso möglich wie Partitionierungskonzepte. Schließlich vereinfacht sich für Systemadministratoren der Verwaltungsaufwand, da sie eine Umgebung über Templates wie bisher duplizieren können, aber nicht physikalisch neu verkabeln müssen. Zusammen mit Storage Area Networks (SANs) entstehen so Ausweichrechenzentren.