First Look

Blackberry Playbook - mehr als eine Spielerei

05.02.2011
Von 


Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.

Erleichterung für Administratoren

Eine weitere Besonderheit ist, dass zumindest die erste Version nicht direkt mit dem Blackberry Enterprise Server (BES) verbunden ist. Laut RIM hat das den Vorteil, dass Blackberry-Administratoren keine zusätzlichen Geräte verwalten müssen. Es genügen allgemeine Einstellungen auf dem gepaarten Blackberry, etwa, wie lange übertragene Informationen auf dem Playbook vorgehalten werden.

So ist beispielsweise einstellbar, dass Daten sofort aus dem Cache des Tablets verschwinden, wenn die Bluetooth-Verbindung mit dem Blackberry-Smartphone unterbrochen wird. Außerdem kann der Gebrauch eines Passworts erzwungen werden, und der Administrator kann festlegen, welcher Nutzer auf welche BES-Ressourcen via Playbook zugreifen darf.

Apps in Arbeit

Neben der Bearbeitung von PIM-Daten lassen sich auch Word-, Excel- und PowerPoint-Dokumente auf dem Playbook einsehen. Weitere Funktionen sind laut RIM in Arbeit, dazu zählen nativer Zugriff auf Mail, Kalender und zentrales Adressbuch. Denkbar ist auch remote Desktop-Benutzung und Zugriff auf BI- oder ERP-Systeme.

Damit solche Programme direkt auf dem Playbook laufen, müssen sie entsprechend angepasst werden. Dies soll laut RIM aber dank Unterstützung von Adobe Air, Flash und HTML5 keine schwere Übung sein - vorausgesetzt natürlich, das Interesse der Entwickler, die mit einer weiteren Plattform konfrontiert werden, wird geweckt. Die Kanadier haben bereits eine Betaversion des Blackberry Webworks SDK für das Tablet-Betriebssystem veröffentlicht. Es gibt Entwicklern Zugriff auf Kernfunktionen der Tablets und Smartphones, beispielsweise native Dialoge, Applikationsaufrufe und Systeminformationen, und soll die App-Erstellung für beide Plattformen mit Hilfe von Web-Technik wie HTML, CSS und Javascript entsprechend einfach machen. Dennoch wird sich RIM schwertun, in absehbarer Zeit ähnliche Mengen an verfügbaren Drittanwendungen wie Apples iPad vorzuweisen.

Probleme bei Inhouse-Apps

Für Probleme beim Erstellen von Enterprise-Applikationen könnte indes der Umstand sorgen, dass das RIM-Tablet, wenn es nicht via WLAN auf ein Corporate-VPN zugreift, keinen sicheren Rückkanal zum BES Mobile Data Service (MDS) bietet. Dabei handelt es sich um eine Komponente des Blackberry Enterprise Server, über die Administratoren Anwendungen hinzufügen, verwalten oder absichern können.

Aus Sicht von Al Sacco, Redakteur der CW-Schwesterpublikation "CIO.com", weist das Gerät damit ein beträchtliches Manko auf: "Wenn es um Enterprise-Apps geht, die auf Backend-Systeme im Unternehmen zugreifen, etwa ERP oder CRM, ist die erste Version des Playbook oft nichts weiter als ein größeres Display zur Einsicht von Daten." Vertriebler oder Ingenieure auf Montage könnten damit unterwegs zwar E-Mails schicken oder Termine und Lagerbestände abrufen. Um neue Informationen in diese Systeme einzugeben, bräuchten sie aber nach wie vor ihren Blackberry.

Fairerweise muss man RIM konzedieren, dass das Unternehmen bei dieser Regelung die Sicherheit der Daten in den Vordergrund gestellt hat, wenn auch zu Lasten der Einsatzfähigkeit. Gehofft werden darf, dass die Kanadier dem Problem schnell auf den Grund gehen werden, am besten noch bevor sich die ersten Business-Kunden an die Integration des Blackberry-Tablets machen. Spätestens mit einer 3G/4G-Variante des Playbooks, die eine PIN und eine Integration des BES erfordert beziehungsweise ermöglicht, dürfte das jetzige Problem ohnehin der Vergangenheit angehören.