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Kriminelle in Deutschland

BKA: Technischer Wettlauf gegen das Verbrechen

28.03.2008
Das Böse ist immer und überall - vor allem zunehmend im Netz, wie das Bundeskriminalamt (BKA) berichtet. Technik wird für Verbrecher zu einem entscheidenden Wettbewerbsvorteil.

Deutschland wird zum Cannabis-Anbauland, und Internet-Kriminelle entdecken immer neue Methoden, ihre Opfer auszuplündern. Diese Trends nannte das Bundeskriminalamt (BKA) am Freitag in Wiesbaden auf seiner Jahrespressekonferenz. Neu sei, dass die Organisierte Kriminalität jeden technischen Fortschritt nutze und ihre Abschottungsmethoden immer mehr verfeinere, sagte BKA-Präsident Jörg Ziercke. Tatmuster und Tätertypologien veränderten sich grundlegend, die Polizei liege im ständigen technologischen Wettlauf gegen das Verbrechen.

Internet-Gangster hätten es nicht mehr allein auf Zugangsdaten zu fremden Konten abgesehen, sondern spähten ganze "digitale Identitäten" aus, sagte der für Informations- und Kommunikationskriminalität zuständige Abteilungspräsident Mirko Manske. Der Grund sei, dass die Täter immer mehr Nutzungsmöglichkeiten bis hin zur Manipulation von Aktienkursen entdeckten. Die Zahl der Diebstähle fremder Kontodaten (Phishing) wuchs 2007 um 20 Prozent auf 4.200 Fälle, die durchschnittliche Schadenssumme um die Hälfte auf 4.000 bis 4.500 Euro. In 180.000 Fällen (plus acht Prozent) diente das Internet als Tatmittel.

Zudem wird Deutschland immer mehr zum Produktionsland von Drogen. Im vergangenen Jahr spürte die Polizei 83 Freiluft- und 347 geschlossene Hanf-Plantagen auf. Seit zwei Jahren sei eine Zunahme zu beobachten, sagte der für Organisierte Kriminalität zuständige Abteilungspräsident Jürgen Maurer. Aus Hanf wird unter anderem Haschisch hergestellt. Das Rauschgift sei meist für den niederländischen Markt bestimmt; von dortigen Banden komme auch das Geld für die Anlage der Plantagen. Bisweilen seien sie mit Sprengfallen und Selbstschussanlagen gesichert.

Der Anbau unter Glas vervielfache die Wirkstoffkonzentration und den Ertrag, sagte Maurer. Eine 10 Euro teure Hanfpflanze bringe beim Endverkauf einen Gewinn von über 300 Euro. Die 135.000 im vergangenen Jahr sichergestellten Pflanzen repräsentierten damit einen Wert von 40 bis 45 Millionen Euro.

Kräftige Zuwachsraten registriert das BKA auch bei der Kredit- und Scheckkarten-Kriminalität. Manipulationen von Geldautomaten nahmen im vergangenen Jahr um 50 Prozent auf 1.349 Fälle zu. Vermehrt kommen auch die Kartenterminals an Ladentheken (Point of Sale-Terminals, POS) ins Visier. Dort installieren die Täter Geräte, um Kartendaten auszulesen (Skimming). (dpa/ajf)