Web

CeBIT 2009

Bitkom-Umfrage - Web ist wichtiger als Partner und Auto

03.03.2009
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Viele Menschen können sich ein Leben ohne Internet nicht mehr vorstellen. Einer Studie des Branchenverbands Bitkom zufolge rangiert das Web bei den Jüngeren vor dem Auto und dem Lebensgefährten.

Rund 55 Prozent der Deutschen können sich eine Existenz ohne das Internet nicht mehr vorstellen. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des Branchenverbands Bitkom unter rund 1000 Deutschen ab 14 Jahren. Allerdings hängt die Bewertung des World Wide Web stark vom Alter des Befragten ab. In der Gruppe der 14- bis 29-Jährigen erklärten 84 Prozent der Befragten, sich ein Leben ohne Netz nicht mehr vorstellen zu können. Damit rangiert das Netz bei den jüngeren Bundesbürgern in seiner Bedeutung für das eigene Leben deutlich vor dem Auto (64 Prozent) und dem aktuellen Lebenspartner (43 Prozent).

Bitkom-Präsident August-Wilhelm Scheer: "Der digitale Graben verläuft bei 50 Jahren."
Bitkom-Präsident August-Wilhelm Scheer: "Der digitale Graben verläuft bei 50 Jahren."
Foto: Scheer

Die Verschiebung der Prioritäten der jüngeren Generation bereitet den Bitkom-Verantwortlichen keine Probleme, sehr wohl aber jedoch die aus ihrer Sicht noch mangelhafte Internet-Durchdringung bei der Älteren. "Der digitale Graben verläuft bei 50 Jahren", stellt Bitkom-Präsident August-Wilhelm Scheer fest. Es sei eine gesellschaftliche Aufgabe, diesen zu schließen. Aber auch die Industrie müsse ihren Teil dazu beitragen und an benutzerfreundlicheren Geräten und Anwendungen feilen.

Vorwürfe von Kritikern, das Internet habe zur Entmenschlichung der Gesellschaft beigetragen, will Scheer nicht gelten lassen: "Das Web ist kein anonymes Medium, das zu sozialer Kälte und bei seinen Nutzern zu eckigen Köpfen und glasigen Augen führt." Das Internet sei ein soziales Medium par excellence. Jeder zweite Nutzer habe auf Online-Plattformen neue Freunde gefunden, jeder sechste neue Geschäftspartner und acht Prozent sogar ihren Lebensgefährten.

Grenze zwischen Privatleben und Job weicht auf

Allerdings gebe es in der Webciety noch einige Herausforderungen zu meistern, räumt der Bitkom-Präsident ein. Demnach weiche die Grenze zwischen Job und Privatleben immer weiter auf. Zwei Drittel der Anwender nutzten das Netz in ihrer Freizeit auch beruflich. Die Firmen müssten diesen Trend in ihrer Unternehmenskultur berücksichtigen, appelliert Scheer. Darüber hinaus seien Tarifparteien und Gesetzgeber gefordert: "Auch Politik und Sozialpartner brauchen einen Cultural Change."

In Sachen Datenschutz sieht Scheer ebenfalls Handlungsbedarf. Mehr als die Hälfte der Internet-Nutzer erklärte, selbst für den Schutz seiner persönlichen Daten verantwortlich zu sein. 44 Prozent sehen den Staat in der Verantwortung. Vor diesem Hintergrund müsse man eine Debatte um ein moderneres Datenschutzrecht führen, mahnt der Bitkom-Präsident an. Sensible Informationen wie Konto- und Gesundheitsdaten müssten besonders stark geschützt werden, fordert Scheer. Andererseits dürften die Richtlinien nicht zu restriktiv sein, da dies zu Nachteilen im internationalen Wettbewerb führen könnte. Der Gesetzgeber müsse daher immer die Wirkungen seiner Regeln im Blick haben.

Das Web in Zahlen

  • 64 Prozent aller Deutschen über 14 Jahren verfügen über einen Internet-Zugang;

  • Der durchschnittliche Surfer nutzt das Web 138 Minuten pro Tag;

  • Die unter 50-Jährigen sind mit einem Anteil von 84 Prozent deutlich besser vernetzt als die über 50-Jährigen (40 Prozent);

  • 65 Prozent der berufstätigen Anwender nutzen das Netz in ihrer Freizeit auch beruflich;

  • 49 Prozent nutzen das Web während der Arbeit für private Zwecke;

  • 44 Prozent der Anwender sagen, das Internet habe ihren persönlichen Lebensstil in den vergangenen zehn Jahren stark beziehungsweise sehr stark verändert.