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Bitkom: Deutschland hinkt bei IT hinterher

16.02.2006
In der Informationstechnologie liegt Deutschland einer Branchenanalyse zufolge in wichtigen Bereichen international zurück.

Das gelte für die Ausstattung von Schulen mit Computern ebenso wie für die Ausbildung von Nachwuchskräften und Kapital für Gründer, bilanzierte der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und Medien (Bitkom) am Donnerstag in Berlin. Positiv entwickle sich der Zugang zu schnellen Internet-Anschlüssen. Der Online-Handel stehe in Deutschland hervorragend da.

Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder berichtete, die deutsche IT-Branche wachse doppelt so stark wie die gesamte Wirtschaft. Sie beschäftige inzwischen rund 750.000 Menschen und liege damit gleichauf mit der Automobilindustrie.

Mit dem Handy-TV zur Fußball-WM sei ein Boom für den UMTS-Mobilfunkstandard zu erwarten, die Zahl der Teilnehmer könnte von 2,3 Millionen im Jahr 2005 bis Ende dieses Jahres auf neun Millionen steigen.

Die Perspektiven für Deutschland gäben aber Anlass zur Sorge: Viele junge Leute könnten großartig mit Computern spielen, sie zeigten aber weniger "Interesse für das, was hinter der Anwendung steckt".

Deutsche Studenten mieden häufig die technischen Fächer, sagte Rohleder. Nur 8,4 Prozent der 20- bis 29-Jährigen hätten im Jahr 2003 einen Abschluss in Natur- oder Ingenieurwissenschaften abgelegt. Zum Vergleich: In Großbritannien, Frankreich und Irland waren es mehr als 20 Prozent. Angesichts der Innovationsflut aus Asien sei das bedenklich.

Rohleder wies auch auf fehlendes Wagniskapital für junge Hightechfirmen hin. Die Investitionen in der Gründungsphase von Unternehmen gingen in Deutschland zurück. Ein Drittel des Risikokapitalmarktes befinde sich in Großbritannien. Dagegen sei die Tendenz bei der Forschungsförderung positiv. Mit einem Anteil von 2,5 Prozent am Bruttoinlandsprodukt (Stand: 2004) liege Deutschland bei den Ausgaben für Forschung und Entwicklung über dem EU-Durchschnitt.

Bei der Zahl der genutzten Personal Computer (PC) bewegt sich Deutschland international im Mittelfeld, holt aber auf. Auf 100 Einwohner kommen hier zu Lande 43 Computer, in den USA sind es 84, in Schweden 64, in der Schweiz 58. Eine Sonderauswertung der PISA-Schulstudie von Bitkom zeigt aber, dass auf 100 Schüler nur acht PCs kommen. In den USA seien es 30.

Einen "explodierender Markt" in der Logistikbranche sieht Bitkom in der Produktion und Anwendung von Funketiketten (RFID). Deutsche Unternehmen seien dabei an der Spitze und könnten die RFID-Technik zu einem Exportschlager machen. Die RFID-Etiketten werden auf Paketen oder Paletten angebracht und speichern Informationen über Inhalt und Ziel der Lieferung. Ein Scanner kann diese Daten aus mehreren Metern Entfernung auslesen. (dpa/tc)