Arbeitsmarkt

Biotechnik eröffnet Informatikern neue Chancen

05.10.2010
Von 
Peter Ilg ist freier Journalist in Aalen.

"Ein Excel-Sheet reicht heute nicht mehr"

Antje Krause, FH Bingen: "Ich könnte mehr Leute vermitteln, als wir Absolventen haben."
Antje Krause, FH Bingen: "Ich könnte mehr Leute vermitteln, als wir Absolventen haben."
Foto: FH Bingen

Antje Krause, Professorin für Bioinformatik an der Fachhochschule Bingen und Sprecherin der Fachgruppe Informatik in den Biowissenschaften der Gesellschaft für Informatik, prognostiziert Informatikern in der Biotechnik beste Berufschancen.

CW: Welche Rolle spielt die Informatik in der Biotechnik?

KRAUSE: In der Biotechnik entstehen sehr viele Daten im Labor. Diese müssen gespeichert, verwaltet, visualisiert und analysiert werden, dafür wird die Informatik gebraucht.

CW: Vor etwa 15 Jahren hatte die Bioinformatik einen Höhenflug. Damals entstand der neue Studiengang Bioinformatik. Mittlerweile ist es um die Branche und die Ausbildung ruhig geworden.

KRAUSE: Meine Begründung dafür: Die Biologie und die Informatik sind sich noch gar nicht bewusst, welchen Gewinn ihnen die Biotechnik bringen kann.

CW: Ist Bioinformatik eine Mischung aus Biologie und Informatik?

KRAUSE: Das wäre zu wenig, zumal es doch sehr gegensätzliche Disziplinen sind. Der Biologe betreibt empirische Versuche, um Begründungen herzuleiten, warum etwas ist, wie es ist. Der Informatiker entwickelt in erster Linie Strategien, um Probleme zu lösen. Aufgabe des Bioinformatikers ist es daher auch, zwischen beiden Gruppen interdisziplinär zu intervenieren.

CW: Derzeit stellen Unternehmen eher Generalisten als Spezialisten ein. Schadet das den Absolventen?

KRAUSE: Keinesfalls! Wir an der Fachhochschule Bingen haben etwa 20 Absolventen pro Jahrgang. Deren Berufsaussichten sind sehr gut. Ich könnte mehr Leute vermitteln, als wir Absolventen haben.

CW: Wo können Bioinformatiker arbeiten? Welche Aufgaben haben sie dort?

KRAUSE: Große und kleine Biotech-Firmen beschäftigen Bioinformatiker, die spezielle Software und beispielsweise Datenbanken entwickeln. Andere kommen in Kliniken unter, weil auch dort ein bioinformatischer Unterbau zur Datenanalyse gebraucht wird und es mit einem Excel-Sheet heute nicht mehr getan ist. Der dritte große Arbeitgeberbereich sind Forschungsinstitute. Und wie in den Naturwissenschaften und der Medizin so üblich, ist auch in der Bioinformatik eine Promotion für die Karriere hilfreich.