Arbeitsmarkt

Biotechnik eröffnet Informatikern neue Chancen

05.10.2010
Von 
Peter Ilg ist freier Journalist in Aalen.

Entwickelt wird interdisziplinär

Antje Krause, FH Bingen: "Ich könnte mehr Leute vermitteln, als wir Absolventen haben."
Antje Krause, FH Bingen: "Ich könnte mehr Leute vermitteln, als wir Absolventen haben."
Foto: Fotolia.com/Frank Pflügl

"Damit ein Wirkstoff wirken kann, ist es wichtig, dass er im Körper an den Ort gelangt, an dem das Problem besteht. Zudem muss man wissen, welche Effekte der Wirkstoff im Körper erzeugt. Um beides nachvollziehen zu können, haben wir eine Software entwickelt, mit der man beide Aspekte eines Arzneistoffs modellieren kann", beschreibt Lippert ein Produkt aus seinem Zuständigkeitsbereich. Bis ein neuer Wirkstoff auf den Markt kommt, vergehen durchschnittlich zehn Jahre, an Kosten fallen in dieser Zeit rund eine Milliarde Dollar an. Diese lange Dauer lässt sich durch Simulationen verkürzen, wodurch sich Hunderte Millionen Dollar einsparen lassen.

Daher sind Informatiker mit entsprechendem Wissen sehr begehrt. Die Software bei Bayer Technology Services entwickelt ein interdisziplinäres Team aus Mathematikern, Chemikern, Physikern, Ingenieuren, Biologen und Informatikern. Die finden in der Bioinformatik auch ganz traditionelle Informatikerjobs. Die Wacker Chemie AG in München bietet im Geschäftsbereich Biosolutions biotechnische Produkte und Prozesse an. Von den weltweit etwa 380 Mitarbeitern in der IT sind gut zwei Drittel Informatiker. "Sie sorgen für eine harmonische Abbildung der weltweiten Geschäftsprozesse sowie hohe Verfügbarkeit und Flexibilität in unseren Systemen", so Joachim Reichel, IT-Leiter bei Wacker.

Revolution auf Raten

Nicht weniger als eine Revolution verspricht die industrielle Biotechnik der chemischen Industrie: die Unabhängigkeit vom Rohstoff Öl, kommentierte die Deutsche Bank Research, die Forschungseinrichtung der gleichnamigen Bank im Juli 2010. Öl ist das wichtigste Ausgangsmaterial für viele Produkte der Chemiebranche. Die industrielle Biotechnik zeigt hier Alternativen auf: Biokunststoff aus Maisstärke, Biodiesel aus Sojaöl und Aminosäuren aus fermentierter Biomasse zur Futtermittelergänzung. Vorteile der Biotechnik bestehen aber nicht nur in der veränderten Rohstoffbasis. Die Technik mache neuartige Produkte wie kompostierbare Kunststoffe möglich.