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Biometriedaten werfen Fragen nach Standards auf

24.10.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Fingerabdrücke bei der Einreise in die Vereinigten Staaten waren nur der Anfang. Ab November dieses Jahres werden hierzulande Reisepässe mit biometrischen Merkmalen ausgegeben. Heute schon experimentieren Flughäfen und Carrier mit der Passagiererkennung über das Irismuster. Vielreisende werden sich in naher Zukunft an unterschiedliche Systeme und Prozeduren anpassen müssen, befürchten Biometrieexperten wie Julian Ashbourn, Vorsitzender der International Biometric Foundation.

Dieses Durcheinander können internationale Standards verhindern, die dem Reisenden in jedem Land einen vergleichbaren Ablauf garantieren, so Ashbourn in der vergangenen Woche auf der Londoner Konferenz "Biometrics 2005". Abgesehen davon würde eine internationale Kooperation auf dem Gebiet der Erfassung und Verarbeitung von körperlichen Erkennungsmerkmalen auch die Verarbeitungszeiten und die Fehleranfälligkeit der Abläufe verringern, so der Biometriesachverständige.

Ashbourn plädierte dafür, auch die Verwendung und Weiterverbreitung von biometrischen Daten von einer internationalen Standardisierungsorganisation überwachen zu lassen. "Welche Informationen tauschen die Regierungen aus? Wer erhält meine Daten warum?" Solche Fragen müssten gestellt werden - und zwar von einem Gremium mit globalen Kompetenzen. Das könnte dann auch die Verfahrensweisen für den Fall regeln, dass ein Reisender beim Biometrie-Check auffällt: "Werde ich dann höflich befragt, oder in Handschellen gelegt und für 72 Stunden in eine Zelle gesperrt?" Wer in ein Land mit einem anderen politischen System reise, dürfe nicht der Willkür der jeweiligen Staatsdiener ausgeliefert werden. (qua)