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YouTube-Sperre

Billy Bragg und Radiohead kämpfen für digitale Rechte

12.03.2009
Von pte pte
Rund 150 britische Musiker und Bands sind in London zusammengetroffen, um gemeinsam für ihre digitalen Musikrechte zu kämpfen.

Namhafte Künstler wie Radiohead, Blur und Robbie Williams formierten sich zum ersten Treffen der sogenannten "Featured Artists Coalition" (FAC). Diese hat es sich zum Ziel gesetzt, ein faires Entlohungsmodell für Musiker durchzusetzen, wenn es um digitale Musik aus dem Netz geht. Dabei geht es den Künstlern weniger um das Verhältnis zu den Nutzern, sondern vielmehr um die großen Labels und Musikfirmen, die bis dato meist stur an ihren traditionellen Geschäftsmodellen festhalten. Angeführt wird die Musiker-Koalition von dem englischen Singer-Songwriter Billy Bragg sowie dem Blur-Schlagzeuger David Rowntree. Der Zeitpunkt für das FAC-Treffen könnte passender nicht sein. Sorgt doch gerade YouTube in Großbritannien für Diskussionsstoff, nachdem sich Google dazu entschlossen hat, nach gescheiterten Lizenzverhandlungen die Musikvideos auf der Videoplattform für britische Nutzer zu sperren.

In einem Artikel des Guardian-Forums "Comment is free" bezeichnet Billy Bragg YouTubes Entscheidung als "eine gänzliche Illustration jenes Machtwechsels, der sich in der Musikindustrie im Laufe der letzten zehn Jahre vollzogen hat". Er betont auch, dass die FAC keine Union von Popstars sei, sondern eine kampagnenführende Organisation, die versuche, eine faire Bezahlung im Tausch für einen weit ausgedehnten Zugang zu erhalten. "Unser Ziel sind nicht die Musikfans, sondern die Unternehmen, die große Profite machen und die künstlerischen Inhalte, für die sie nichts oder wenig bezahlen, ausbeuten", so der Musiker.

Heimische Musikindustrie-Vertreter sehen keine großen Ungereimtheiten zwischen Labels und Künstlern. "Prinzipiell gibt es aus meiner Sicht kein angespanntes Verhältnis. Es gibt immer entsprechende Verhandlungen, in denen man sich auf Verträge einigt", so IFPI-Sprecher Thomas Böhm gegenüber pressetext. Das aktuelle Tauziehen zwischen YouTube und den Rechteinhabern in England gründe sich vor allem auf Verhandlungstaktik. "YouTube ist offenbar der Meinung, dass alles gratis oder fast gratis sein muss", meint Böhm. Eine Formierung seitens der Künstler, die sich aktiv um Lösungen in Fragen rund um digitale Musikvermarktung einsetzen, gibt es zumindest in Österreich in vergleichbarer Weise zur FAC derzeit nicht.

Laut Billy Bragg zeige gerade ein Konflikt, wie der aktuelle Streit zwischen YouTube und der Verwertungsgesellschaft Performing Rights Society for Music (PRS), wie dringend eine Vereinigung wie die FAC gebraucht werde, um den Musikern selbst eine Stimme zu geben. Auch der Onlinemusikdienst Last.fm spricht sich für eine klare Lösung im Bereich der digitalen Musiklizenzen aus. Plattform-Mitbegründer Martin Stiksel drängt gegenüber der "BBC" auf eine rasche Einigung zwischen YouTube und der Verwertungsgesellschaft. "Wir haben hier ein grundlegendes Problem, dem wir gegenüberstehen. Die Online-Musiklizenzierung wird immer komplizierter und teurer", so Stiksel.

Die Gründung der FAC steht auch im Zusammenhang mit den Plänen der britischen Regierung, eine Rechteagentur ins Leben zu rufen, die Musiklabels und ISPs in puncto Filesharing-Bekämfpung zusammenführt. Eine der Hauptaufgaben der Musiker-Organisation wird sein, sicherzustellen, dass die Labels, ISPs und große Internetunternehmen wie Google sich darauf einstellen, die Musikindustrie aufzuteilen und das Musiker Gehör finden, wenn es um die Kontrolle ihres Online-Contents geht. (pte)