Die Anforderungen von Basel II

Billigere Kredite für die „Guten“

06.09.2004
Von 
Senior Communication Managerin bei der Content Marketing Agentur Evernine

Nach Bankenansicht wurschteln sich viele Chefs mittelständischer deutscher Unternehmen durch - ohne Transparenz in der betriebswirtschaftlichen Führung. 42,5 Prozent der Kunden- und Kreditberater, die an der „DiagnoseMittelstand 2004“ mit Einschätzungen über ihre mittelständischeKunden mitwirkten, beklagen sich über die mangelhafte betriebswirtschaftliche und strategische Planung ihrer Kunden. Auffällige Schwachstellen fänden sich vor allem im Controlling und in der Unternehmenssteuerung. Es fehle den Firmen die Möglichkeit zum Soll-Ist-Vergleich und zu raschem Gegensteuern bei Abweichungen. Unterjährig würden überhaupt viel zu wenig Daten erhoben. Das gleiche einem Blindflug ohne Instrumente.

Eine passende IT-Infrastruktur kann Unternehmen dabei helfen, schneller die erforderlichen Unternehmensplanungs- und Kennzahlen zu eruieren - und damit in der Bewertung besser abzuschneiden. „Es ist eine noch weit verbreitete Fehleinschätzung, dass lediglich die wirtschaftlichenBedingungen in das Rating einfließen“, warnt Erich Zimmermann, Geschäftsführer des Sicherheit-Zertifizierers Security for Business (S4B) mit Sitz in Speyer. „Vielmehr werden die gesamten Unternehmens- und Managementstrukturen einschließlich der Technik- und Sicherheitsverhältnisse in die Bewertung des Bonitätsrisikos der Banken einbezogen.“ Und es gelte schon heute, sich mit einem funktionierenden Controlling, Risiko-Management sowie finanzwirtschaftlicher Steuerung auf Basel II vorzubereiten.

Das Spektrum derartiger Programme ist groß, und die Preisskala ist nach oben offen. Nicht nur die Großen der Branche wie Microsoft, IBM und SAP oder Oracle haben es sich auf die Fahnen geschrieben, Unternehmen fit für Basel II zu machen.

Kurz-Check mit Software

Anbieter wie die MIS AG oder Corporate Planning bedienen den gesamten Bereich der Management- Informationssysteme, mit denen der Anwender dann jederzeit Zugriff auf unternehmensinterne Zahlen und Fakten bekommt. Weitere Anbieter wie Astrum haben sich auf Produkte rund um das Risiko- Management spezialisiert. Hinzu kommen Dienstleister wie Price Waterhouse Coopers oder Creditreform, die mit entsprechender Software ihr Serviceportfolio abrunden.

Auch bei der eigenen Abschätzung, zu welchem Rating-Ergebnis Banken oder externe Dienstleister kommen werden, bieten Softwarelösungen Unterstützung. Eine ganze Reihe von Tools unterstützt Rating-Verfahren nach den Richtlinien von Basel II und zeigt dem Unternehmen das Rating-Ergebnis an. Der Haufe-Verlag beipielsweise offeriert in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young das Produkt „Rating für Windows“. Zum Preis von knapp 40 Euro soll es mittelständischen Unternehmen als Vorbereitung für das nächste Bankgespräch oder zum Kurz- Check eines Unternehmens dienen.

Mancher Mittelständler hat jedoch bereits selbst Rating-Erfahrung gesammelt. So etwa das Wolfacher Unternehmen Aliseo, das weltweit Hotelbadbedarf in Vierund Fünf-Sterne-Hotels vertreibt und sich bereits im Jahr 2002 einem Rating unterzog. Die Firma zählt mit rund 30 Mitarbeitern und knapp zehnMillionen Euro Jahresumsatz zu den kleineren Mittelständlern inDeutschland.Mit ihrem Rating- Ergebnis durch einen externen Dienstleister hat sie jedoch ihrer lokalen Sparkasse derart imponiert, dass die Kreditkonditionen erheblich verbessert wurden. Motiviert von dieser positiven Erfahrung implementierte die Geschäftsleitung das Rating dann betriebsintern als Steuerungsfunktion analog dem Controlling, um so alle Entscheidungen unter Rating-Gesichtspunkten rechtzeitig abzuklären.

Positive Erfahrung

Aliseo entschied sich für die Rating- Software „R-Cockpit“ von Prof. Dr. Schneck Rating in Reutlingen. Ausschlaggebend für die Auswahl war, dass das Tool auf allen Windows-Oberflächen läuft und außerdem beim Steuerberater von Aliseo zum Einsatz kam. Bei R-Cockpit handelt es sich um eine validierte Software, die der TÜV Rheinland sowie die REFA Deutschland empfehlen. Die Lizenz für einen Arbeitsplatz ist ab 950 Euro zu haben und beinhaltet das Rating, die Simulation von Optimierungen, den Branchenvergleich über alle Kennzahlen, eine Unternehmensbewertung nach der DCF (Discounted-Cash-Flow)- Methode sowie ein Risk-Mapping - mit dem die Bedeutung von Risikofeldern erfasst wird - als Frühwarnsystem.

Sensibilisiert durch die Bankenanforderungen rund um Basel II entschied sich die Vedes AGfür die Einführung eines Risiko-Management- Systems. Der Spielwarenkonzern beschäftigte im Jahr 2003 im Konzern durchschnittlich 882 Mitarbeiter.