Riesenrechner Tina made in Germany

Billiger Supercomputer

23.02.2001
MÜNCHEN (CW) - Die Physikfakultät der Universität Magdeburg hat einen Supercomputer assembliert, der in seiner Ausstattung mit Mammutrechnern von IBM oder Cray vergleichbar, in der Anschaffung allerdings deutlich günstiger ist.

Aus 72 PCs mit jeweils zwei 800-Megahertz-Pentium-III-Prozessoren besteht die Rechnerkreation der Universität. Der mit 512 MB Hauptspeicher bestückte Supercomputer "Tina" wiegt nahezu fünf Tonnen und ist über sechs Meter lang. Damit entspricht er etwa vergleichbaren kommerziellen Supercomputern von IBM oder Cray. Mit Anschaffungskosten in Höhe von 453000 Mark ist Tina allerdings deutlich günstiger. Ein vergleichbarer Rechner der großen Hardwareanbieter schlägt mit mehreren Millionen Mark zu Buche. PCs seien heute so billig, erklärt Alexander Schinner, einer der Tina-Väter, dass es sich anbiete, möglichst viele dieser Systeme in einer parallelen Struktur zu verbinden.

Theoretisch müsste Tina mit 72 mal zwei Pentium-CPUs 144-mal schneller sein als ein gängiger PC. Ganz so schnell wie mathematisch anzunehmen sei der Magdeburger Supercomputer jedoch nicht, räumt Tina-Entwickler Stephan Mertens ein. So bräuchten die Prozessoren für die Synchronisation ihrer Aufgaben Zeit. Die Dauer dieses Prozesses hänge von der Programmierung und dem Netzwerk ab, das die CPUs verbinde. Der kostentreibende Faktor herkömmlicher Supercomputer sei die speziell für Rechnerriesen entworfene Netztechnik.

Bei Tina hingegen gelangen standardisierte Highend-Komponenten zum Einsatz. Denn auf die Verbindung der einzelnen Recheneinheiten komme es an, so die Entwickler. Jeder Computer sei in zwei Netzwerke gleichzeitig eingebunden, beschreibt Schinner das Konzept. Auf Festplatten in den einzelnen PCs habe man verzichtet. Die Funktion des Massenspeichers übernehme stattdessen das zweite Netzwerk. Tina stütze sich auf zentrale Rechenkapazität - nicht auf lokale, so der Entwickler.

Und die Leistung des Magdeburger Elefantenrechners kann sich sehen lassen: So soll Tina eine Rechenpower von gut 40 Gigaflops (Floating-point Operations per Second) erreichen. Ein "Cray T3T" kommt bei entsprechender Prozessorenzahl auf 58 Gigaflops. Das nächste Ziel der Magdeburger Entwickler ist es nun, in die Liste der 500 weltweit größten Supercomputer aufgenommen zu werden.