Analyse auf Knopfdruck

Billiger mit spezialisierter Hardware

06.06.1975

FRANKFURT - Sofortige Einsatzbereitschaft, Bedienung per Knopfdruck ohne jegliche DV-Kenntnisse sowie der Wegfall von Wegen zum Rechenzentrum und von Wartezeiten sind nach den Erfahrungen des Garchinger Institutes für Radiochemie der Technischen Universität München die wichtigsten Vorteile eines spezialisierten DV-Systems am Arbeitsplatz gegenüber einem Universalrechner.

Das Institut verwendet für die Spektralanalyse je ein System 4410 und 4420 der amerikanischen Firma Nuclear Data (ND) Frankfurt. Ein Rechner ist in der Grundlagenforschung eingesetzt, der andere auf medizinischem Gebiet sowie zur Datierung von Gemälden.

Am Bleiweiß kann man ihn erkennen

Bleiweiß hat je nach Herstellungsort und -zeit eine charakteristische Verteilung der Spurenelemente Silber, Antimon, Kupfer, Barium und Mangan. Gemäldespezialist H. Wick bestimmt im Institut für Radiochemie mittels Spektralanalyse das "Spurenverteilungsmuster" erst bei Bildern, bei denen Maler und Entstehungszeit genau bekannt sind. Mit diesen Daten als Vergleich kann er sowohl Fälschungen entlarven als auch echte Bilder genau datieren.

Bis zu 50 Prozent billiger

Der Einsatz eines auf einen speziellen Zweck hin konzipierten Systems ist mit der Zeit immer interessanter geworden: die eine Garchinger Anlage, die vor drei Jahren rund 130 000 Mark kostete, wäre heute für 70 000 Mark zu haben. Durch derartige Preissenkungen um bis zu 50 Prozent - je nach Konfiguration - wurden die Spezialminis samt konfektionierter Software noch anwenderfreundlicher.

Lieber schnell und alt

Der Nachteil älterer rechnergestützter Analysensysteme wie sie in Garching noch verwendet werden, liegt nach Ansicht von Radiochemiker A. Weismann darin, daß man für den Anschluß zusätzlicher Geräte - etwa eines Voltmeters - jeweils ein Interface bauen muß. Bei neueren Systemen kann man über genormte Schnittstellen zwar beliebige Zusatzgeräte anschließen; da sie aber einen Interpreter benötigen, sind diese Systeme erst dann so schnell wie die alten, wenn man die Programme neu in Maschinensprache schreibt. Der eine Mehraufwand ist fallweise gegen den anderen abzuwägen.

Die Bestandteile eines solchen Analysators könnte man auch einzeln zusammenkaufen. Aber man würde nach Ansicht des Garchinger Radiochemikers Weismann "einige Mannjahre brauchen", bis dieses komplett selbstgestrickte System so läuft wie ein fertig gekauftes. Das lohnt bei den geltenden Preisen nicht.

Fühlbar fällt bei Vergleichen die Bedienung ins Gewicht: Beim Spezialsystem wird nur ein Knopf gedrückt - das kann jeder.

Vor allem für Chemiker

Haupteinsatzgebiet für die ND-Systeme ist nach Angabe von Nuclear Data die Chemie. Verwendet werden die Spektralanalyse-Systeme ferner bevorzugt in Medizin und pharmazeutischer Industrie (beispielsweise zur Bestimmung der Wirkstoffverteilung innerhalb einer Tablette) oder bei der Reaktor-Überwachung.

Während das System zur Aufzeichnung und Auswertung der Meßergebnisse gekauft wird, bauen sich die Institute den Detektor, in den die Probe eingelegt wird, meist selber. Der Detektor gibt Analogpulse entsprechend der Energie des bestrahlten oder aktivierten Präparates ab; Schnittstelle zwischen Detektor und dem rechnergestützten Analysator ist ein Analog-Digital-Wandler.

Normalerweise reichen die 16 K der ND-Zentraleinheit für automatische Analysen - in Sonderfällen kann man die Meßergebnisse aber auch auf Band speichern und von einem Großrechner auswerten lassen. -py