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Softwareanbieter befürchten regen Handel mit gebrauchten Lizenzen

Billigalternative Gebrauchtsoftware

16.08.2004

Anbieter behindern Gebrauchthandel

Die etablierten Softwareanbieter sehen Aktivitäten wie die von Susen äußerst ungern. Dem Gebrauchthändler zufolge ziehen die Hersteller alle Register, um einen Gebrauchtmarkt zu blockieren. So versuchten sie Kunden glauben zu machen, gebrauchte Softwarelizenzen, die diese Anwender zusätzlich zu ihren bestehenden Lizenzen kaufen wollten, würden nicht dazupassen. "Das ist albern." Ein weiteres Problem liege darin, dass beispielsweise SAP laut den Vertragsbestimmungen keine Teilverkäufe aus dem Lizenzbestand zulasse. Die Kunden müssten sich demnach ganz von SAP verabschieden. Ein Teilverkauf, wie er als Mittel gegen eine Überlizenzierung Sinn geben würde, sei dagegen nicht gestattet.

Das größte Problem mit gebrauchten Softwarelizenzen sei jedoch die Wartung, berichtet Susen. Er habe ein SAP-Paket im Angebot, das einmal rund 150.000 Euro gekostet habe. Heute biete er die Software für 5000 Euro an. Einziger Haken: Wegen einer Regelung der SAP, wonach ausstehende Wartungsgebühren nachgezahlt werden müssten, bekomme er das Paket nicht los. Generell müssten Kunden, die eine Wartung ihrer Software benötigten, einen separaten Vertrag mit dem Softwarehersteller schließen, da sich zwar die Lizenz-, nicht aber die Wartungsverträge übertragen lassen.

Rund 90 Prozent seiner Kunden benötigten einen neuen Wartungskontrakt, erzählt der Händler. Die restlichen zehn Prozent nutzten die gebrauchte Software, um für eine gewisse Zeit auf alte Datenbestände zuzugreifen. Auch wenn den Herstellern die Entwicklung eines Gebrauchtmarktes nicht gefallen könne, gibt es Susen zufolge Zeichen des Einlenkens. So zeige beispielsweise SAP Bereitschaft, gebrauchte Lizenzen mit Wartung zu stützen.

Auch IT-Berater Henschel geht nicht davon aus, dass die Hersteller in Sachen Wartung komplett auf stur schalten werden. Zwar besäßen sie Vertragsfreiheit und könnten nach Lust und Laune entscheiden, wem sie Wartung gewährten. Man müsse aber davon ausgehen, dass die meisten Kunden mit Gebrauchtkäufen bereits bestehende Installationen aufstockten und damit in aller Regel schon einen Wartungsvertrag mit dem betreffenden Hersteller besäßen. Wenn nun ein Kunde komme und gebrauchte Lizenzen in diesen Wartungsvertrag mit aufnehmen möchte, werde sich der Anbieter diesem Wunsch kaum entziehen können.

Die Softwareanbieter versuchen indes, das Thema gebrauchte Softwarelizenzen herunterzuspielen. So sieht beispielsweise SAP-Sprecher Markus Berner derzeit kein Potenzial für einen Markt mit Gebrauchtlizenzen. Zwar gebe es Situationen, in denen Kunden über einen Teilbereich ihrer Lizenzen mit SAP sprechen möchten oder ein Unternehmen seine Gesamtlizenz auf einen Schlag verkaufen will. Dabei handle es sich jedoch um Einzelfälle, wiegelt Berner ab. Dann gehe es in erster Linie darum, den Anwendern zuzuhören und einen für alle Seiten akzeptablen Weg zu finden. "SAP ist schließlich an einer langfristigen Beziehung zu seinen Kunden interessiert."

Die Ausgangslage sei heute außerdem eine andere als noch vor wenigen Jahren, analysiert der SAP-Sprecher. Lag früher der Fokus vieler Unternehmen auf der Konsolidierung ihrer IT-Landschaft, werde heute verstärkt in neue IT-Projekte investiert. Dazu bräuchten die Firmen auch wieder zusätzliche Lizenzen, folgert er. Den Anbietern von Gebrauchtlizenzen, die hier eine Möglichkeit sehen, diesen Bedarf an dem Angebot der SAP vorbei zu stillen, will Berner von vornherein jeden Wind aus den Segeln nehmen: "Gehen Sie davon aus, dass wir den Erwerber einer Gebrauchtlizenz überzeugen würden, einen Weg zu finden, der für beide Seiten zu einer langfristigen Vertragsbeziehung führt."