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Softwareanbieter befürchten regen Handel mit gebrauchten Lizenzen

Billigalternative Gebrauchtsoftware

16.08.2004

Der Markt braucht noch sechs bis zwölf Monate

Derzeit hat Susen durchschnittlich sechs bis zehn SAP-Pakete im Angebot. Im laufenden Jahr hätten bereits drei Kunden Anwendungen der Walldorfer eingekauft, berichtet der Softwarehändler. Für das kommende Jahr rechnet er mit einer deutlichen Steigerung. "Es wird noch ein halbes bis ein Jahr dauern, dann kommt der Markt ins Rollen".

"Die Hersteller müssen sich an den Gedanken gewöhnen, dass ihre Software ein Produkt ist wie jedes anderes auch", fordert Jörg Henschel, Geschäftsführer der Metrix Consulting GmbH aus Mönchengladbach. Ziel des Beratungshauses ist nach eigenen Angaben, totes Kapital, das in Form nicht genutzter Lizenzen in den Unternehmen schlummert, wiederzubeleben. Dazu sei jedoch ein effektives Lizenz-Management der Unternehmen notwendig. Daten aus Lizenzverträgen sowie Informationen über die Installationen müssten mit der realen Nutzung von Applikationen korreliert werden, erläutert Henschel. "Dabei kommen teilweise absurde Ergebnisse heraus."

Die Daten der Marktforscher scheinen dem IT-Berater Recht zu geben. So schätzt beispielsweise die Meta Group, dass von den 239 Milliarden Dollar, die im vergangenen Jahr weltweit für Software ausgegeben wurden, rund 90 Milliarden Dollar in später ungenutzte Programme investiert wurden. Das entspricht einem Anteil von fast 38 Prozent. Die Analysten von Gartner haben ermittelt, dass Unternehmen ohne funktionierendes Lizenz-Management ihr Softwarebudget bis zu 60 Prozent über das eigentlich benötigte Portfolio überzögen und etwa 30 Prozent der eingekauften Software oft gar nicht zum Einsatz kommen.

Christian Glas, Analyst von Pierre Audoin Consultants (PAC) in München, warnt jedoch davor, die Bedeutung dieser Zahlen zu überschätzen. Man müsse sich auch überlegen, warum Lizenzen in den Unternehmen nicht genutzt würden. Es sei sicher nicht der Normalfall, dass Firmen Softwarelizenzen einkauften und hinterher feststellten, sie benötigten diese gar nicht. Vielmehr würden die Softwarehersteller den Kunden als Ausgleich für weniger gern gewährte Preisnachlässe Lizenzen zu deutlich günstigeren Konditionen oder gar kostenlos überlassen. Angesichts des derzeit auf den Anbietern lastenden Drucks, Wachstum im Lizenzgeschäft vorzuweisen, sei diese Strategie verständlich. Auf der anderen Seite führe sie dazu, dass Anwender solche Software nicht nutzten, die sie zunächst gar nicht auf ihrem Einkaufszettel gehabt hätten.