Bill Gates: OSF-Gründung "völling schleierhaft"

22.07.1988

Microsoft-Chef Bill Gates in der CW-Schwesterpublikation "PC-WOCHE" unter der Überschrift Nur AT & T hat das wahre Unix "zum Thema "Open Software Foundation":

"Es kostet pro Jahr 25 000 Dollar und belastet nur mein PR-Budget." Vielleicht wäre es nicht schlecht, sich der OSF anzuschließen, um auf dem Verteiler zu stehen, sinniert er.

Dann bringt Gates seine Überlegungen auf den Punkt:" Ich bin auf jeden Fall dabei. Warum eigentlich nicht?" Niemand schließe sich aus, es werde soweit kommen, daß sich Hunderte, wenn nicht gar Tausende von Leuten an der OSF beteiligten. Und dann stimmen sie über ein Betriebssystem ab. Das dauert Jahre, ehe wir wissen, was es mit dieser Sache eigentlich auf sich hat. "

Auf Unix habe die OSF in den nächsten zwei bis drei Jahren mit Sicherheit einen schlechten Einfluß; erst danach könnte es besser werden. Derzeit gebe die "Stiftung" nur Anlaß, überrascht zu sein. Unix sei das Warenzeichen seines Entwicklers AT&T. Und es ist dessen Aufgabe, Unix zu definieren." Jeder Anbieter könne eine Lizenz erwerben, ohne 100prozentig die AT&T-Spezifikationen einzuhalten. Auch der Quellcode von IBMs AIX basiere auf Unix. Wenn AT&T es darauf anlege, könne der OSF jedweder Zugang zu Unix verwehrt werden. .Deshalb ist nicht einmal sicher, daß die OSF-Mitglieder die Lizenz Überhaupt behalten können. AT&T hat sich dazu noch nicht geäußert, kommentiert Gates.

Doch die Branche wolle wissen, wer jetzt für Unix zuständig sei: AT&T oder die OSF. So wirft Gates die Frage auf. Wer kann die Entwicklung von Unix schneller und besser vorantreiben - ein Hersteller oder eine Vereinigung? Werden die Leute auf den Quellcode von AIX warten, Lizenzgebühren an IBM und AT&T zahlen um dann später liefern zu können als IBM?" Doch der Microsoft-Chef kommt nicht umhin, Stellung zu beziehen; schließlich ist der Entwickler und recht erfolgreiche Anbieter des Unix-Derivats Xenix ebenfalls von der Diskussion betroffen. Dazu Gates: "Wir, Sun, Microsoft und AT&T, wollen verschiedene Unix-Ouellcodes zusammenfassen und vereinheitlichen. Wir sind schon recht weit mit der Entwicklung; das System V.4 wird eine Art Meilenstein." Aus welchem Grund sich jetzt namhafte Hersteller zu einer Vereinigung, der OSF, zusammengeschlossen hätten, sei ihm völlig schleierhaft.