Unix ist kein Microsoft-Thema

Bill Gates: Hersteller wollen keinen Standard

17.03.1989

HANNOVER (gfh) - "Es hat nie einen Unix-Standard gegeben und es wird ihn auch nie geben", verkündete Bill Gates auf der CeBIT. Trotz seines Engagements für die Unix-Oberfläche OSF/Motif und einer 20-Prozent-Beteiligung beim Unix-Spezialisten Santa Cruz Operation (SCO) fand der Microsoft-Chef mehr Argumente gegen als für Unix.

Im Anschluß an seinen Vortrag über Software für PCs - bei dem Unix mit keinem Wort erwähnt wurde - begründete Gates, warum er die Betriebssystem-Zukunft in den nächsten Jahren weniger von Unix als von OS/2 bestimmt sieht. Unix, so führte er aus, sei für Datenkompatibilität auf der binären Ebene nicht konzipiert. Außerdem, so Gates, wolle kein Hersteller ernsthaft einen Unix-Standard.

Als Hauptkriterium gegen einen wirklichen Unix-Standard nannte er die mangelhafte Übertragbarkeit von Unix-Programmen. Jede Architektur brauche ihr eigenes Unix, so daß Anwendungen nicht einfach wie bei MS-DOS oder OS/2 per Diskette zum Zielrechner übertragen werden könnten. Wirklich portabel sei einzig der ungern herausgegebene Source-Code, der auf die neue Architektur erst kompiliert werden müsse. Die Anwendungsgebiete für Unix blieben daher begrenzt.

Bill Gates setzt im kommerziellen Sektor auf die weite Verbreitung von PCs mit dem Betriebssystem OS/2.