Siemens-Nixdorf versteht sich als Veredler von NT

Bill Gates findet in Siemens und SNI Verbündete für Windows CE

13.02.1998

Gates, der für das Online-Projekt "Bayerisches Schulnetz" gratis die Software stellen wird, weiß in München nicht nur den bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber hinter sich. Treue Verbündete hat der Microsoft-Chef auch in der Siemens AG und deren Tochter SNI. Medienwirksam unterzeichneten vergangene Woche der Siemens-Vorstand Heinrich von Pierer und Gates ein Memorandum of Unterstanding, das den Einsatz von Windows CE in Siemens- und SNI-Komponenten vorsieht.

Windows NT muß noch zuverlässiger werden

Bei CE handelt es sich um eine abgespeckte Version des Betriebssystems Windows, die ursprünglich für die Nutzung in Handhelds entwickelt wurde. Geht es nach dem Willen von Gates, soll CE künftig auch in Geräten wie zum Beispiel Telefonen, mobilen Rechnern, Net PCs, Kassen- und Bankautomaten, Multimedia- Kiosken, Fernsehapparaten und sogar Haushaltsgeräten wie Kühlschränken etc. für mehr Intelligenz sorgen. Durch die Integration des Mini-OS versprechen sich Siemens und andere Hersteller eine Vereinfachung bei der Produktentwicklung sowie niedrigere Wartungskosten.

Schon im Vorfeld der Vertragsvereinbarung hatte Peter Pagé, Mitglied des Vorstands und Chief Technology Officer bei SNI, in Athen den Deal angedeutet. Der Manager kündigte die Ausrichtung entsprechender Produkte auf CE an. Die Lite-Version von Windows ist der Nachfolger von "Windows at Work", mit dem sich Microsoft aber nicht durchsetzen konnte. Ein vergleichbares Betriebssystem hatte auch Novell mit "Netware Embedded System Technology" (NEST) vorangetrieben, dieses Verfahren dann aber im Zuge der Neustrukturierung abgestoßen.

Noch wichtiger als CE ist für SNI allerdings Windows NT. Das Unternehmen erklärte anläßlich seiner Strategieveranstaltung, mit Microsoft bei der Entwicklung von NT zu kooperieren. "Wir bringen unser Know-how bei Mainframes in die NT-Umgebung ein und helfen damit Microsoft, das Produkt im Bereich des Enterprise Network weiterzuentwickeln", sagte Rudi Lamprecht, Sprecher der Division Products und Technology Services.

Etwas kritischer ging Robert Hoog, Mitglied der Geschäftsführung Open Enterprise Computing, mit NT ins Gericht. NT müsse sich in puncto Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit noch verbessern, räumte er ein, ohne jedoch die Schwächen des Betriebssystems bei Verzeichnisdiensten beim Namen zu nennen. Größere Stabilität sei eine der wesentlichen Benutzeranforderungen.

Was das betrifft, aber auch bezüglich Skalierbarkeit, Performance, Administration sowie Support verspricht SNI seinen Kunden umfassende Hilfestellung bei NT-Projekten. Ziel der Siemens-Tochter ist dabei, gewissermaßen als Veredler des Microsoft-Systems zu agieren. Laut Hoog setzt SNI auf das Standardangebot der NT-Plattform Mehrwertdienste auf, um sich auf diese Weise von den Wettbewerbern zu differenzieren. Eine IDC-Studie sagt dem NT-Server-Markt für 2001 immerhin ein Volumen von 19 Milliarden Dollar voraus.