Erste Handheld-PCs ab sofort in den USA erhältlich

Bill Gates enthüllt Windows CE auf der Comdex in Las Vegas

22.11.1996

Auf der Comdex in Las Vegas hat Microsoft das neue 32-Bit-Betriebssystem Windows CE und den dazugehörigen HPC vorgestellt. Unterstützung findet das Softwarehaus aus Redmond bei dieser Initiative durch führende Unternehmen der Branche, darunter Casio, Hewlett-Packard, Hitachi, NEC und Philips, die Compaq mit der entsprechenden Hardware beliefern. Die aus dieser Kooperation hervorgegangene Handheld-Lösung der Texaner trägt den Namen "PC Companion" und ist in drei Versionen verfügbar. Mehr als 90 Hersteller sollen bereits an Windows-CE-basierten Programmen, Peripheriegeräten und Kommunikationslösungen arbeiten, die spätestens zur Jahresmitte 1997 erwartet werden.

Benutzern von Windows 95 wird die CE-Oberfläche bekannt vorkommen. Kein Wunder, denn beide Systeme vereinen Standard-Features wie den Start-Button, die Task-Bar und das Explorer-Interface (siehe Abbildung). Zum Lieferumfang der Betriebsplattform gehören ein Information Manager mit Kalender und Adreßbuch, aber auch abgespeckte Versionen der populärsten Programme aus Microsofts Office-Suite: Die "Pocket"-Versionen von Word und Excel lassen den Anwender Dateien erstellen, die nachher mit dem Vollprogramm auf dem Desktop weiterbearbeitet werden können. Die "Inbox", ein elektronischer Mail-Client, und der "Pocket Internet Explorer" runden das Software-Angebot ab.

Um mit der großen, weiten Welt kommunizieren zu können, verfügt Windows CE über integrierte TCP/IP- und PPP-Protokolle sowie Kommunikations-Schnittstellen, die Anbindung an das Internet und remote Server ermöglichen. Auch Datenübertragung zwischen Handheld-PCs via Infrarotlicht wird unterstützt. Nach Angaben von Microsoft ist Windows CE Desktop-kompatibel, so daß Datenaustausch und Informationsabgleich keine Schwierigkeiten bereiten.

Die Eingabe erfolgt wahlweise über die Tastatur des HPCs oder einen Stift und das Graustufen-Touchscreen des Gerätes. Die neuen Rechner besitzen eine serielle Schnittstelle und einen PCMCIA-Slot des Typs II. Herzstück der Geräte sollen Hitachi-SH3- und Mips-R4000-Mikroprozessoren sein. Außerdem verfügen die Handhelds nach Microsofts Spezifikation über 2 bis 4 MB Arbeitsspeicher und ausbaufähigen ROM-Speicher von mindestens 4 MB. Lange Boot-Zeiten werden durch die "Instant-On"-Funktion vermieden. Ein teurer Akku ist laut Hersteller überflüssig, da der HPC seine Energie aus zwei Mignon-Batterien bezieht.

Erste Exemplare der neuen Handrechner sind in den USA zu Preisen ab 500 Dollar sofort erhältlich. Internationale Versionen werden nach Angaben der Gates-Company spätestens in der zweiten Jahreshälfte 1997 verfügbar sein. Nach Aussagen von Digital Equipment wird Microsoft schon bald auch Unterstützung für Intels "x86"- und Digitals "Strongarm"-Mikroprozessoren in Windows CE integrieren. Genauere Angaben zu HPC-Absichten wollte man bei Digital zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht machen. Thomas Schild, Produkt-Manager für den Strongarm-RISC-Prozessor von Digital Semiconductor, sagte aber, daß Windows-CE-Ankündigungen Anfang Dezember folgen würden.