Acht-Punkte-Blindenschrift für Textsystem entwickelt:

Bildschirm-Textsystem für Blinde

05.06.1981

MÜNCHEN (pi) - Das Bedienen von modernen Textverarbeitungssystemen mit Bildschirmausstattung war bisher ausschließlich sehenden Menschen vorbehalten. Bei Siemens hat man nun einen speziellen Arbeitsplatz eingerichtet, der dieses Privileg abschafft, schreibt der Hersteller. Ein Textsystem 580 wurde so mit einem Blindenschriftzusatz gekoppelt, daß auch blinde Mitarbeiter mit diesen Geräten Textbe- und Textverarbeitung bewältigen können.

Das an das Siemens-Textsystem angeschlossene "Blindenschrift-Großdisplay" der Firma Schönherr zeige alles, was auf dem Bildschirm erscheint sowie eine Reihe wichtiger Bedienungsfunktionen nach einem Acht-Punkte-System an. Es wurde aus der ursprünglich von dem Franzosen Louis Braille geschaffenen Sechs-Punkte-Blindenschrift entwickelt.

In der sogenannten Braille-Modulzeile, bestehend aus zwei Reihen zu je 40 Acht-Punkte-Feldern, kann jede der 80 Zeichen umfassenden Bildschirmzeilen fast gleichzeitig mit dem Erscheinen auf dem Bildschirm vom Blinden "gelesen" werden. Zur besseren Orientierung des Bedienenden zeigen zusätzliche Braille-Felder sowohl Seiten- und Zeilennummern als auch Statusmeldungen und Cursorfunktionen des Textsystems an. Außerdem gibt es noch eine eigene Codetabelle, die Textsystemcodes wie Bedienungsanweisungen in Braille-Codes umsetzt.

Mit dieser Gerätekombination ist der blinde Mitarbeiter in der Lage, Texte nicht nur in das Textsystem einzugeben - Blinde haben sich bisher im Umgang mit Schreibmaschinen sehr bewährt-, sondern sie auch im nachhinein wieder zu lesen und zu korrigieren. Damit könne auch er alle Möglichkeiten nutzen, die solche Systeme für die Textbe- und Textverarbeitung bieten.