Microsoft warnt vor Einbruch, AMD überrascht mit satten Gewinnen

Bilanzen der IT-Firmen stimmen die Wallstreet froh

28.01.2000
MÜNCHEN (IDG/CW) - Einmal mehr konnten die Analysten der Wallstreet in den letzten Tagen zufrieden sein. Viele IT-Firmen glänzten mit besseren Quartalsergebnissen als ursprünglich erwartet - darunter Microsoft und Apple. Besonders verblüfft zeigten sich die Branchenbeobachter über das gute Abschneiden von Advanced Micro Devices (AMD).

Die Nasdaq kann sich wieder auf Rekordjagd begeben. Dieses Fazit zogen Experten aus den jüngsten Quartalsabschlüssen prominenter IT-Firmen. Hatte es noch zu Beginn des Jahres zumindest nach einem kleinen Zwischentief ausgesehen, investieren die institutionellen Anleger in den USA jetzt wieder groß in IT-Aktien. Zur Erinnerung: Die Kurse aller an der New Yorker Hightech-Börse gelisteten Firmen brachten es 1999 auf eine Wertsteigerung von durchschnittlich 86 Prozent. Nach der Bewältigung des vielzitierten "Millennium-Bugs" und dem ungebrochenen Optimismus bei Internet-Titeln stehe jetzt einem weiteren Höhenflug nichts mehr im Wege, hieß es. Ausschlaggebend für den Stimmungsumschwung sei vor allem Prozessorgigant Intel gewesen, der vor zwei Wochen mit einer guten Bilanz für das Geschäftsjahr 1999 den Anfang gemacht hatte. Jetzt folgten Microsoft, Apple, AMD und andere. Vor allem die Zahlen von Microsoft wurden nach dem Rücktritt von Bill Gates als CEO und dem Fortgang des Antitrust-Prozesses mit Spannung erwartet.

Chief Financial Officer (CFO) John Connors, Nachfolger des vor kurzem ausgeschiedenen Microsoft-Finanzchefs Greg Maffei, blieb dabei der Tradition seiner Company treu: gute Zahlen mit einem pessimistischen Ausblick zu kommentieren. So schloss der Softwareriese das am 31. Dezember 1999 beendete zweite Quartal mit einem Rekordumsatz von 6,11 Milliarden Dollar ab, 18 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres (5,2 Milliarden Dollar). Der Gewinn nach Steuern kletterte im Vorjahresvergleich sogar um 22 Prozent auf 2,44 Milliarden Dollar beziehungsweise 44 Cent je Aktie. Die Prognosen der Analysten hatten sich zuletzt bei 42 Cent eingependelt (siehe Abbildung).

Connors machte für das gute Abschneiden die anhaltend starke Nachfrage nach PCs sowie die guten Verkaufszahlen der Bürosoftware-Suite "Office" verantwortlich. Für die beiden kommenden Quartale gab sich der Microsoft-Manager jedoch eher skeptisch.

Der für Mitte Februar vorgesehene Start von Windows 2000, das vor allem in Enterprise-Umgebungen Windows NT ablösen soll, könnte sich aufgrund des Jahr-2000-bedingten Investitionsstaus bei vielen Anwendern in deutlich moderateren Wachstumsraten niederschlagen, betonte er. Ein Trend, der möglicherweise schon eingesetzt hat. So mutmaßen einige Branchenkenner, dass die Redmonder schon in den letzten Monaten Einbrüche im Firmenkundengeschäft haben hinnehmen müssen. Zudem habe die Gates-Company Gewinne aus den Wertsteigerungen diverser Beteiligungen an Internet-Startups in die Quartalsbilanz einfließen lassen.

Ein weiteres Kapitel in seiner (neuen) Erfolgsgeschichte konnte Macintosh-Spezialist Apple schreiben. Das Unternehmen meldet für sein am 1. Januar abgeschlossenes erstes Quartal 2000 einen 20-prozentigen Gewinnanstieg von 152 auf 183 Millionen Dollar. Die Einnahmen verbesserten sich um 37 Prozent von 1,71 auf 2,34 Milliarden Dollar. Wenn es noch eines Beweises für das Comeback der Apfel-Company bedurft hatte, dann vermutlich den: So gelang es den Kaliforniern, den Absatz ihrer vier wichtigsten Rechnertypen - darunter vor allem den "Imac" beziehungsweise dessen Notebook-Variante "Ibook" - von 772000 auf 1,37 Millionen Einheiten zu erhöhen und damit ihren Weltmarktanteil auf immerhin vier Prozent zu schrauben.

Noch mehr überraschte Intel-Konkurrent AMD. Der Chipspezialist, bei dem sich viele Experten sogar auf ein erneutes Verlustquartal eingestellt hatten, präsentierte für die letzten drei Monate des Geschäftsjahrese 1999 einen Gewinn von 65 (Vorjahr: 22,3) Millionen Dollar. Der Umsatz stieg gegenüber dem Vorjahr um 23 Prozent auf 968,7 Millionen Dollar. Ausschlaggebend war der gute Absatz von "Athlon"-Prozessoren. Unter anderem ist es gelungen, bei PC-Herstellern wie Gateway, die ihre Beziehungen zu AMD wegen Lieferschwierigkeiten in der Vergangenheit abgebrochen hatten, wieder ins Geschäft zu kommen. Ob das Unternehmen mit diesem erfreulichen Ausblick schon über dem Berg ist, halten Branchenkenner für nicht ausgemacht. Für das Geschäftsjahr 1999 mußte AMD eine durchwachsene Bilanz präsentieren. So kletterte der Umsatz gegenüber 1998 um zwölf Prozent von 2,54 auf 2,86 Milliarden Dollar; nach einem Minus von 103,9 Millionen Dollar (1998) mußte allerdings erneut ein Fehlbetrag von 88,93 Millionen Dollar ausgewiesen werden.