Bilanz 1992 wies zu hohen Umsatz aus Kendall Square Research muss Geschaeftsbericht korrigieren

10.12.1993

SAN FRANZISKO (IDG) - Der Hersteller von Supercomputern Kendall Square Research (KSR) trat am 1. Dezember die Flucht nach vorne an: Auf einer Pressekonferenz korrigierte der neue Chef William Koch die Bilanz fuer das Geschaeftsjahr 1992 und kuendigte gleichzeitig die Entlassung des gesamten oberen Managements an. Weil die Umsatzzahlen wesentlich niedriger liegen als bisher ausgewiesen, haben inzwischen mehr als zehn Aktienbesitzer Klage wegen Bilanzfaelschung erhoben.

William Koch hat das Kommando ueber Kendall Square Research auch aus ureigenem Interesse uebernommen: Er haelt das groesste Aktienpaket des Unternehmens und war bisher Vorsitzendsvorsitzenden. Jetzt soll er zusaetzlich als kommissarischer Geschaeftsfuehrer (Chief Executive Officer) agieren, bis Ersatz fuer Henry Burkhardt III. gefunden wird, den KSR-Unternehmensgruender, Ex-CEO und kommissarischen President.

Laut Koch erzielte KSR im vergangenen Jahr einen Umsatz von 16,3 Millionen Dollar - wohingegen der Geschaeftsbericht noch 20,5 Millionen Dollar ausgewiesen hatte. Koch erklaerte diesen Unterschied von 4,2 Millionen Dollar mit Manipulationen einzelner Verkaeufer, die Rechnungen gutgeschrieben hatten, obwohl ihre Kunden nie gezahlt hatten.

In diesem Jahr nun erzielte KSR in den ersten neun Monaten einen Umsatz von 10,6 Millionen Dollar. Laut Plan haette KSR aber bereits im ersten Halbjahr 24,7 Millionen Dollar umsetzen sollen. Dagegen verblasste selbst die Berichtigung des Bilanzwertes fuer Software: Die Inventur hat ergeben, dass die Programme tatsaechlich mit 2,4 Millionen Dollar nur etwa ein Drittel der zunaechst angenommenen von 6,5 Millionen Dollar wert sind.

Obwohl die Zahlen jetzt korrigiert vorliegen, misstrauen Boersenhaendler der aktuellen Bilanz noch immer. Was fehlt, ist die offizielle Bestaetigung der Buchpruefer von Price Waterhouse, die zur Zeit die Angaben zum dritten Quartal 1993 unter die Lupe nehmen.