Kolumne

Big is beautiful

07.03.1997

Zwei Übernahmen, ein Gedanke: Größe. 3Com kauft für 6,6 Milliarden Dollar U.S.Robotics (USR), und das britische Softwarehaus Sage übernimmt für 110 Millionen Mark KHK Software. Obwohl sich die Merger in zwei unterschiedlichen Segmenten des IT-Marktes abspielen und deshalb ein Vergleich kaum statthaft ist, liegen ihnen doch ähnliche Motive zugrunde. Sowohl 3Com als auch Sage sichern sich Marktanteile.

Durch den Kauf des Modemherstellers USR erhofft sich der amerikanische Internetworking-Spezialist 3Com einerseits einen veritablen Anteil am Modem- sowie am Remote-Access-Geschäft und andererseits eine bessere Ausgangssituation in der Auseinandersetzung mit Marktführer Cisco. Der Erfolg bleibt abzuwarten.

Die Briten gewinnen mit KHK nicht nur Größe, sondern auch Internationalität. Außerhalb von Großbritannien bereits mit Tochterunternehmen in den USA und Frankreich vertreten, versuchen sie, durch die Übernahme zusätzlich im deutschsprachigen Raum Fuß zu fassen. Ob das gelingt, hängt nicht zuletzt von der landesübergreifenden Verzahnung des Produktportfolios selbst ab. Ohne eine solche Vereinheitlichung wäre auch Sage auf Dauer nicht in der Lage, die Upgrades so schnell bereitzustellen, wie Microsofts Produktzyklen sie notwendig machen. Sollten außerdem im Zuge der europäischen Währungsunion die Buchhaltungs- und bilanztechnischen Richtlinien EU-weit vereinheitlicht werden, käme weitere Arbeit auf die Software-Entwickler zu, die für ein Sammelsurium verschiedener Produkte kaum zu bewältigen ist.

Derartige Herausforderungen stellen sich deutschen Anbietern von PC-Standardsoftware nicht. Ihnen fehlt sowohl für Firmenübernahmen als auch für die Internationalisierung ihrer Produkte das nötige Kapital. Ein Teufelskreis: Weil die potentielle Kundschaft sich zunehmend global orientieren muß, braucht sie entsprechend zugeschnittene Software. Da sie diese bei den national ausgerichteten Anbietern nicht bekommen, können diese die für eine Internationalisierung notwendigen Mittel auch in Zukunft nicht verdienen. Ihnen bleibt nur, Globalisierung passiv zu definieren. Schließlich ist man auch dann europa- oder weltweit tätig, wenn das eigene Unternehmen von einem internationalen Player gekauft wird.