1993 sollen neue 3390-Plattenspeicher kommen

Big Blues Raid-Massenspeicher für Mainframes lassen auf sich warten

27.11.1992

LONDON (CW) - Die Storage Technology Corp. (Storagetek) aus Louisville, Colorado, bekommt offensichtlich unfreiwillige Schützenhilfe von einem Konkurrenten: Obwohl die Leute um CEO Ray Poppa die Einführung des Raid-Massenspeichers "Iceberg" zum wiederholten Male verschieben mußten, kann zumindest die IBM mit eigenen Raid-Speichern für Mainframe-Systeme bis 1994 kein Kapital aus den Technologieproblemen der Poppa-Company schlagen.

Analysten, die sich zu einem Treffen mit Ray Abbuzayyad zusammenfanden, zitierten den General Manager von Big Blues Speicherdivision Adstar dahingehend, relativ früh 1994 werde seine Company mit einem Speichersubsystem aufwarten können, das auf der Raid-Technologie aufbaue und für Großrechnersysteme gedacht sei.

Für die momentan etwas gebeutelte Storagetek Corp. bedeutet diese Nachricht, daß man etwas mehr Luft hat, mit dem eigenen Raid-Produkt "Iceberg" noch rechtzeitig vor Big Blue auf den Markt zu kommen. Iceberg wurde bei seiner Ankündigung mit großen Vorschußlorbeeren und Erwartungen überhäuft.

Allerdings mußte Storagetek nun schon zum dritten Mal den Einführungstermin für den Großrechner-Speichersilo verschieben (vgl. CW Nr. 47 vom 20. November 1992, Seite 10: "Storage Technology muß...").

In der Zwischenzeit möchte die IBM den wachsenden Speicherplatzbedarf der Mainframe-Anwender offensichtlich durch verbesserte Versionen der 3390-Plattenspeicher-Einheiten befriedigen.

Übergangsangebot von IBM für das Raid-Projekt

Jim Porter, in den USA als Guru auf dem Gebiet der Speichertechnologie apostrophiert und mit seiner Disk/Trend-Inc.-Company in Palo Alto, Kalifornien, ansässig, glaubt jedenfalls, daß Big Blue im kommenden Jahr mit einem Übergangsangebot für das Raid-Projekt aufwarten werde.

Nach diesen Informationen können Anwender bei den verbesserten Plattenspeichern, die mit magneto-resistiven Köpfen arbeiten, eine um den Faktor 9 gesteigerte Kapazität pro Head-Disk-Assembly-Einheit (HDA) erwarten. Bei dieser Technologie besteht der Speicherkopf aus zwei Elementen: einem induktiven Schreibelement und einem magnetoresistiven (MR) Leseelement.

Die Aluminium-Platte des Speichersubsystems ist mit einem dünnen Film aus einer magnetischen Kobalt-Legierung überzogen, in der die Bits gespeichert werden.

Ein dünner Überzug aus hartem Material schützt die Legierung vor dem Kontakt mit dem Speicherkopf.

Gelesen werden die Daten nicht durch ein induktives Leseelement, sondern durch ein magneto-resistives. Der elektrische Widerstand des MR-Leseelementes verändert sich in Abhängigkeit vom magnetischen Feld, welches sich je nach den aufgezeichneten, magnetisierten Bits aufbaut. Diese Entwicklung stammt aus einer Technologiedemonstration, die die IBM erstmals vor drei Jahren präsentierte.

Porter glaubt, daß bei diesen Laufwerken die lineare Aufzeichnungsdichte durch die 3990-3-Steuereinheiten verdoppelt werde.

Maximal 17 GB pro HDA und damit bis zu 100 GB Speicherkapazität könne man , so der britische Informationsdienst "Computergram", für das erst noch vorzustellende Plattensystem mit Namen "B9C" erwarten. Damit würde sich das Fassungsvermögen der aktuellen 3390-B3C-Silos (34 GB) fast verdreifachen.

Außerdem scheint sich die IBM nach den Informationen von Porter auch Gedanken darüber zu machen, welcher Formfaktor für die Array-Speicher gewählt werden solle. Die blauen Ingenieure planten, nicht 5?-Zoll-Laufwerke zu nutzen, sondern auf das kleinere 3?-Zoll-Format umzusteigen, so der Speicherspezialist. Mit ihren beiden "MLH"- und "NLH"-Laufwerken beansprucht die IBM, als erster Anbieter 2 GB Kapazität für diese Festplattengrößen offerieren zu können. Daneben kündigte Big Blue allerdings auch 5?-Zoll-Massenspeicher an, die bis zu 4 GB Daten aufnehmen können (vgl. CW Nr. 46 vom 13. November 1992, Seite 29: "IBM mit jüngster Ankündigung...").

Porter wartet ferner mit noch inoffiziellen Informationen über eine "Wildcat"-Festplattenfamilie auf, die noch höhere Speichervolumen aufweisen sollen: Erstes ausgeliefertes Produkt dieser Serie sei "Alicat" mit einer Kapazität von 3 GB. Für die 3380-E und 3390-3-Silos ließe sich Alicat auf 2,5 beziehungsweise 2,8 GB herunterformatieren.

Darüber hinaus scheint die IBM, so Porter, noch weitere Asse im Ärmel zu haben: Ein mit dem Codenamen "Tomcat" versehenes Laufwerk fasse sogar 4,5 GB an Daten, Big Blue visiere aber auch schon den 6-GB-Bereich an.

Die "Wildcat"-Speicher, so der Disk-Spezialist aus Kalifornien abschließend, zeichneten sich durch eine schnellere Umdrehungsgeschwindigkeit sowie eine neuartige Luftfilter und Kühlungstechnik aus.