IBM treibt Haarspaltereien um den AT-Bus:

Big Blues Dementis verwirren PC-Szene

07.10.1988

FRAMINGHAM (IDG) - IBM dementierte einen Bericht des "Wall Street Journal", in dem das Blatt berichtet hatte, daß der Computerriese an einem 32-Bit-Rechner mit AT-Bus arbeite (COMPUTERWOCHE Nr. 40, Seite 1). Allerdings räumte Big Blue ein, daß mit weiteren Maschinen auf Basis des eigentlich bereits aus dem Verkauf gezogenen AT-Bus zu rechnen sei.

Während das Wall Street Journal jedoch von einem Gerät mit dem 386SX als Prozessor gesprochen hatte, der über Anschlußmöglichkeiten für einen 16-Bit-Bus verfügt, verneinte IBM in ihrem Dementi die Möglichkeit einer Maschine mit dem "echten" 32-Bit-Prozessor 80386 ohne Mikrokanal.

Im April 1987 hatte der Branchenführer mit der Einführung der PS/2-Serie, einer Familie von Arbeitsplatzcomputern mit dem 32-Bit-Bussystem Mikrokanal, den 16-Bit-AT-Bus praktisch aus dem Markt gezogen. Im August dieses Jahres brachte das Unternehmen jedoch wieder Maschinen mit dem totgesagten, aber von der Konkurrenz weiter am Leben gehaltenen AT-Bus auf den Markt. Beobachter werteten dieses als Anzeichen für eine allmähliche Aufgabe des vom Markt nicht im erhofften Umfang akzeptierten Mikrokanal-Systems.

Abgesehen von einem zerrütteten Verhältnis zur DV-Gemeinde habe IBM zur Zeit gegen innere Wirrungen anzukämpfen, erklärte dazu John Dunkle, Vice President des Bostoner Marktforschungsinstitutes Aberdeen Group. Seiner Ansicht nach werde der blaue PC-Riese den Mikrokanal weiterhin rhetorisch unterstützen. Das Unternehmen werde jedoch gezwungenermaßen weitere AT-Bus-Produkte anbieten die allerdings "das Marktchaos weiter verschlimmern und die DV-Verantwortlichen in der Klemme stecken lassen" würden.