IBM Deutschland beim Umsatzwachstum unter den Nachzüglern:

Big Blue verliert Marktanteile in Europa

30.08.1985

NEW YORK (CW) - In nur vier Jahren ist der Anteil des Europa-Geschäftes am Gesamtumsatz der IBM Corp. um rund 40 Prozent zurückgegangen. Trotzdem verzeichnen die europäischen Big-Blue-Töchter noch immer gute Zuwachsraten. Zu diesem Ergebnis kommt das US-Fachmagazin "Datamation" in einer Untersuchung über den DV-Markt in der Alten Welt.

Noch 1979 konnte das IBM-Management in Armonk stolz verzeichnen, daß die Tochtergesellschaften in Europa mit 42 Prozent zum weltweiten Umsatz des Konzerns beitrugen. 1984 schrumpfte dieser Anteil auf 25 Prozent. Ein weiteres Abrutschen verhinderte, so Datamation, das "PC"-Geschäft. Der "IBM Personal Computer" wurde in Europa zum bestverkauften Mikrocomputer.

Als äußerst schwach bezeichnet die amerikanische Fachzeitschrift den lediglich 5,9prozentigen Zuwachs des europäischen DV-Umsatzes (DP-Revenues ohne Büromaschinen wie Schreibsysteme etc.) der IBM auf etwa 11 Milliarden Dollar in 1984. Dieses Ergebnis repräsentiere 39 Prozent des gesamten Umsatzes der 25 größten DV-Unternehmen auf dem Kontinent - eine schwächere Position als in den Jahren zuvor, lautet der Kommentar.

Gute Zuwachsraten aber konnten die europäischen IBM-Töchter im vergangenen Jahr trotzdem erreichen, wobei laut Datamationc zu berücksichtigen ist, daß außer den reinen DV-Einnahmen auch sonstige Erlöse einbezogen wurden. Das stärkste Plus erzielte der DV-Multi in Spanien mit 78 Prozent, gefolgt von Großbritannien mit 40 Prozent. Während die IBM Deutschland mit einem mageren Umsatzzuwachs von sechs Prozent das Schlußlicht bildet, konnte das "blaue" Management in Frankreich immerhin noch 19 Prozent mehr als im Vorjahr umsetzen.

Sollten die Umsatzzuwächse in 1985 ähnlich ausfallen, könnte Frankreich der Stuttgarter IBM-Dependance den Rang als größte Europa-Tochter streitig machen. Setzten die deutschen Statthalter der IBM im vergangenen Geschäftsjahr 3,956 Milliarden Dollar um, so folgten die Franzosen mit 3,803 Milliarden Dollar der Renommier-Tochter dicht auf den Fersen.

Nicht unerhebliche Verschiebungen hat es gegenüber dem Vorjahr in der Liste der 25 größten DV-Unternehmen in Europa gegeben. Auf Platz eins rangiert allerdings wieder unangefochten die IBM, an zweiter Stelle die Münchner Siemens AG. Olivetti arbeitete sich von Rang vier auf drei vor und DEC nimmt den vierten Platz statt wie bisher den fünften ein. Die Bull-Gruppe steht dagegen, nicht mehr an dritter Stelle, sondern rutschte auf den fünften Rang ab.

Der große Gewinner war 1984 Hewlett-Packard (HP): Statt der Nummer elf ist es jetzt Nummer sieben. Damit sind alle von Datamation aufgeführten amerikanischen DV-Unternehmen in Europa unter den 25 umsatzstärksten.

Insgesamt beinhaltet die Top-Liste von Datamation neben zwölf Firmen mit US-Herkunft fünf englische und vier deutsche Unternehmen (Siemens, Nixdorf, Mannesmann Kienzle, BASF). Ferner sind die Niederlande, Italien, Frankreich und Schweden je mit einem Unternehmen in der Hitliste vertreten.

Als "Mogul" von magnetischen Datenträgern schaffte BASF erstmals den Sprung unter die "Big 25". Mit Platz 23 ist die Gesellschaft nicht ... mal das letzte Glied. Dies ist Data General. Neu unter den Größten sind auch Apple ( 18) und Commodore (15), die im Geschäftsjahr 1984 noch hohe Umsatzzuwächse verzeichnen konnten.