Nicht jede Komponente mit den drei magischen Buchstaben, doch:

Big Blue strebt auch die CIM-Führerschaft an

18.04.1986

BERLIN (CW) - "Managing Integration" - war das Motto, unter dem die IBM mehrere hundert Manager aus 17 europäischen Ländern in Berlin auf CIM programmierte. Die Aufbruchstimmung prägt ein neuer Trend bei Big Blue: Künftig brauchen nicht mehr alle Komponenten das IBM-Logo zu tragen - sie sollten allerdings schon den Zuschnitt für den Marktführer haben.

CIM ist für IBM in Europa eine strategische Zielrichtung. Hier tut sich in den nächsten Jahren ein Multi-Millionen-Dollar-Markt auf, so Marktbeobachter. Von zur Zeit 6,4 Milliarden Dollar per anno soll CIM mit jährlichen Zuwachsraten von zirka 35 Prozent auf 19,5 Milliarden Dollar 1990 ansteigen. Dies ist der in Europa zu verteilende Kuchen. Ein Drittel hiervon wird auf CAD/CAM-Aktivitäten der Unternehmen entfallen ein gutes Viertel auf PPS und das Umfeld, den Rest teilen sich Industrial Automation und wissenschaftliche Anwendungen.

CIM ist kein Produkt, sondern ein Konzept, eine Langfrist-Strategie für die Informationsverarbeitung in Industrieunternehmen. Da jede Lösung eines DM-Konzeptes anwenderspezifisch zugeschnitten sein muß kommt den Software- und Service-Organisationen (SSO) im Vertrieb von CIM-Lösungen eine vorrangige Bedeutung zu. Ohnehin vermarktet IBM seine Anlagen schon lange nicht mehr nur über einen Vertriebskanal, sondern der SSO-Kanal ist inzwischen einer von 14 verschiedenen Channels insgesamt.

Das SSO-Spektrum in Europa ist recht schillernd. Von den 7300 erfaßten Unternehmen mit zirka 10 000 Niederlassungen beschäftigen 72 Prozent vier oder weniger Mitarbeiter, nur acht vom Hundert haben mehr als 50 Mitarbeiter. Von den insgesamt 154 000 Beschäftigten sind 55 Prozent mit Programmierung beschäftigt, gut ein Drittel mit Dienstleistung und Beratung, der Rest entfällt auf reine Vertriebsaktivitäten. Fast zehn Milliarden Dollar werden von diesen Unternehmen jährlich umgesetzt.

Aufgrund der Beobachtung der Weltwirtschaftslage von Analysten und nach ihrer Einschätzung der Situation der europäischen Unternehmen stehen diese direkt vor gewaltigen Investitionen in neue Technologien: "Die Unternehmen sind bereit, Geld auszugeben; man muß ihnen nur sagen, wie und wofür", so der Tenor.

Da die meisten in Berlin anwesenden SSO-Vertreter sich selbst erst einmal mit dem CIM-Begriff befreunden mußten, um zu verstehen, was CIM als Langzeitphilosophie für die DV in den Unternehmen bedeutet, dürfte hier noch einige Zeit vergehen, bevor CIM in der IBM-Welt richtig Fahrt aufnimmt. Als Hilfestellung gab der Marktführer detaillierte Anweisung für das Vorgehen bei der Akqusition von CIM-Projekten: Wie spreche ich ein Unternehmen an, wie gehe ich vor, was biete ich an, wie kann ich es realisieren etc.?

Nur wenige Beratungsunternehmen, so betroffene Consultants, liegen mit ihrer Philosophie im CIM-Trend. Für die meisten bedeutet es Umdenken und - für die Softwarehäuser - auch ein Umstrukturieren ihrer bisherigen Anwendungen. "Softwarehäuser, tut euch zusammen", wird die Devise lauten.

Auch der Marktführer muß umdenken. Er bietet zwar Standardmodule, die als Bausteine von CIM eingesetzt werden können. Nur an einem nötigen "Kleister", diese Module zusammenzufügen, fehlt es noch. Mit Hochdruck arbeitet IBM an einer gemeinsamen relationalen Datenbasis; diese wird als Schlüsselvoraussetzung für CIM-Lösungen gesehen. Damit sollen die verschiedene Datenbasen, Dateistrukturen und Abfragesprachen nutzerfreundlich und nutzerkonfigurierbar für CIM-Lösungen transparent zur Verfügung stehen.

Da CIM-Lösungen meist Systeme sind, die aus Komponenten unterschiedlicher Anbieter zusammengesetzt sind, legt IBM nicht mehr Wert darauf, daß auf allem das IBM-Logo prangt. Big Blue unternimmt indes große Anstrengungen, die "Connectivity" seiner Systeme zu erhöhen. Dies gilt für fast jedes beliebige Nicht-IBM-Equipment. Die Parole "If it connects to any system, it should connect to an IBM-System", markiert den Trend.