Vier neue Modellvarianten, Mikrocode-Erweiterung:

Big Blue schließt Mainframe-Lücken

26.02.1988

MÜNCHEN (CW) - Mit vier neuen Rechnervarianten erweitert die IBM ihr Mainframe-Spektrum. Zwei Modelle schließ die bisherigen Lücke in der 3090-Linie; zwei weitere erweitern die 4381-Familie. Zum Einsatz in den 3090-E-Maschinen hat das Unternehmen außerdem einen Mikrocode-Zusatz entwickelt. der den gleichzeitigen Betrieb mehrerer Betriebssysteme auf einer Maschine gestattet .

Die neuen IBM-Großsysteme sind Erweiterungen bisheriger Modelle. Mit der 3090-280E will Big Blue seinen Anwendern den Einstieg in das Multiprocessing erleichtern. Die Maschine enthält je zwei Zentraleinheiten, Systemsteuerungen und Kanalsubsysteme. Den Zentral- und Erwei- terungsspeicher teilen sich die beiden Prozessoren. Mit einer relativen Rechenleistung, die 1,7- bis 19 mal so hoch ist wie die der 180E, liegt die neue Maschine knapp unter der schon bisher verfügbaren 200E. Die 280E läßt sich zur 400E hochrüsten, ebenso wie sich eine 180 oder 180E zur 280E ausbauen läßt. Zum Preis von rund 10 Millionen Mark werden

die Mainframes ab dem zweiten Quartal von den Fließbändern rollen .

Die 3090-500E ist mit fünf Prozessoren bestückt. Ihre Leistung liegt nach IBM-Angaben um rund 50 Prozent über der des Modells 300E.

Während die 300E oder 400E zur 500E hochrüstbar sind, läßt sich aus

der 500E auch noch eine 600E machen. Ihr Preis beläuft sich auf 20 Millionen Mark; mit ersten Auslieferungen ist im Herbst zu rechnen.

Im vierten Quartal sollen die beiden 4381-Ergänzungen vom Stapel laufen. Die Versionen MG 91 E (Uniprozessor) und MG 92E (Dualprozessor) sind Varianten der MG 23 und MG 24. Von diesen unterscheiden sie sich durch die Fähigkeit, die neue Betriebssystemerweiterung ESA/370 zu nutzen. Ihre Preise gibt der Lieferant mit 1,2 beziehungsweise 1,5 Millionen Mark an

Das bisher bereits als Multiple High Performance Guest Support angebotene Hardware-Add-on wird es nun auch in einer von VM/XA unabhängigen Version geben. Big Blue nennt die Mikrocode-Erweiterung jetzt PR/SM (Processor Resource/Systems Manager). Wie Konkurrent Amdahl mit seinem Produkt Multiple Domain Feature schon seit geraumer Zeit vorexerziert, ist es damit nun auch bei IBM möglich, auf einem 3090-Prozessorkomplex bis zu vier logische Prozessoren zu konfigurieren, unter unterschiedlichen Betriebssystemen zu betreiben und ihnen die Betriebsmittel zuzuteilen.

Diese Zuteilung kann in den Fällen ohne Power-on-Reset verändert werden. Die Speicherzuteilung erfolgt in Schritten von I Megabyte. Dabei lassen sich lediglich Zentraleinheiten oder Vektorerweiterungen als "shared" deklarieren; einmal zugeteilte Haupt- und Arbeitsspeicher-Partitionen sind für den jeweiligen logischen Prozessor exklusiv verfügbar. Ähnliches gilt

für Kanalverbindungen; diese lassen sich jedoch dynamisch rekonfigurieren

Liste der Betriebssysteme, die mittels PR/SM auf der 3090 allerdings nur auf den E-Versionen - laufen, ist recht umfangreich und enthält mit VM/SP und VSE/SP auch Systemprogramme, die bisher auf dieser Rechnerklasse überhaupt nicht betrieben werden konnten. Neben diversen Versionen von MVS/ SP laufen auch VM/SP und VSE/SP (ebenfalls in unterschiedlichen Versionen). PR/SM wird ab August in Deutschland zu haben sein.

Für jeden Einzelprozessor eines 3090-Komplexes ist ein eigenes Exemplar zu installieren. Dabei kostet der Rüstsatz für die erste CPU 123 000 Mark, jedes weitere Kit schlägt dann noch mit 40 700 Mark zu Buche.