Big Blue kooperiert verstärkt mit Konkurrenten

Big Blue kooperiert verstärkt mit Konkurrenten IBM und EMC - Rivalen verbünden sich

02.04.1999
MÜNCHEN (CW) - IBM und EMC haben für die kommenden fünf Jahre eine Zusammenarbeit auf technischem und kommerziellem Gebiet angekündigt. Damit sucht Big Blue nach dem Abkommen mit Dell zum zweiten Mal in diesem Monat die enge Partnerschaft mit einem starken Konkurrenten.

IBM und EMC, Erzrivalen auf dem Speichermarkt, werden in den kommenden fünf Jahren eng zusammenarbeiten. Der jetzt abgeschlossene Vertrag hat ein Volumen von drei Milliarden Dollar, für die der Speicherspezialist hauptsächlich Festplatten von IBM beziehen wird.

Das OEM-Geschäft mit Komponenten aus den IBM-Labors könnte sich für Big Blue zum Renner entwickeln, denn die hohen Entwicklungskosten lassen sich so am besten wieder hereinholen. Zudem schafft Jim Vanderslice, Chef der kürzlich formierten IBM Technology Group, mit den Kooperationen eine Konkurrenz für die eigenen Abteilungen. Gegen das Abkommen mit Dell muß sich beispielsweise die defizitäre PC-Gruppe behaupten. Die Vereinbarung mit EMC fordert die Speicherabteilung heraus, die in den vergangenen Jahren permanent Marktanteile an den neuen Partner verloren hatte.

Juan de Zulueta, Europa-Chef von IBMs Speichergeschäft, beurteilt das OEM-Abkommen als sehr positiv für seinen Bereich: "Ab sofort freuen wir uns über jedes verkaufte Symmetrix-Subsystem, denn wir partizipieren ja daran."

Die Tatsache, daß EMC nun auch Laufwerke von IBM einsetzt, ist nicht neu. Schon früher diente Big Blue dem Unternehmen aus Hopkinton als zweite Beschaffungsquelle. James Poyner, Analyst bei der CIBC Oppenheimer Corp., beziffert im "Wall Street Journal" den IBM-Umsatz mit Festplatten auf rund eine Milliarde Dollar für das vierte Quartal 1998.

Zehn bis 20 Prozent davon stammten seiner Meinung nach aus Lieferungen an EMC. Damit habe Big Blue innerhalb der vergangenen beiden Jahre einen Marktanteil von rund 40 Prozent erreicht, und zwar "zu Lasten von Seagate". Malte Rademacher, Marketing-Leiter der deutschen EMC-Niederlassung, schätzt, daß IBM schon bisher rund 50 Prozent der Disks für die Symmetrix-Speicher geliefert hat, und "daran dürfte sich nichts ändern".

Rademacher erwartet von der Kooperation eher langfristige Vorteile: "IBMs Leistungen bei der Entwicklung von Basistechnologie sind unbestritten, und wir haben jetzt Zugriff auf Neuentwicklungen wie etwa holografische Speicher." Kurzfristig von Vorteil sei, daß das Argument "kompatibel zu IBM" seiner Firma bei Mainframe-Speichern helfen könne - auch gegen die Konkurrenz asiatischer Wettbewerber, allen voran Hitachi und Fujitsu.

Im Rahmen von Kreuzlizenzen erhalten beide Unternehmen nämlich Zugriff auf das Know-how des jeweils anderen auf den Gebieten Speicher und Software. Zukünftig soll EMC auch andere IBM-Komponenten wie Mikroprozessoren und Asics kaufen können.