Big Blue: Konkurrent oder Helfer?

01.08.1997

Das objektorientierte San-Francisco-Framework soll laut IBM den mittelständischen Entwicklerfirmen unter die Arme greifen. Doch das Unternehmen entwickelt mit BMS Open selbst eine Applikation auf Basis des Frameworks. Steve Carter, der für San Francisco zuständige IBM-Manager, erklärt, warum sein Unternehmen keine Konkurrenz für die Partner ist.

CW: San Francisco wurde als IBMs letzter Versuch bezeichnet, eine Rolle im Markt für betriebswirtschaftliche Software zu spielen.

Carter:Es ist keineswegs unsere Absicht, mit San Francisco Anwendungen zu produzieren. Vielmehr geht es darum, den Entwicklungshäusern eine Komponententechnik zu liefern, mit deren Hilfe sie eigene Softwarepakete entwickeln können.

CW: Gibt die IBM das Geschäft mit betriebswirtschaftlicher Software auf?

Carter:Ja, weitgehend. Wir ziehen uns zumindest aus dem Anwendungsgeschäft für kleinere und mittlere Unternehmen zurück. Allerdings gibt es einige Regionen, zu denen Deutschland gehört, in denen die Kunden weiter mit bestehenden Lösungen versorgt werden. Wir können unsere Partner schließlich nicht einfach im Stich lassen.

CW: Ihr Konzept ist es also, den Entwicklungshäusern nicht mit eigenen Produkten ins Gehege zu kommen?

Carter:Ja. Damit ist es uns sehr ernst.

CW: Was wird dann aus dem MAS-90-Nachfolgeprojekt BMS Open ...

Carter:BMS Open ist ein auf Europa beschränktes Projekt. Beim Kernel der Software gibt es tatsächlich Verbindungen zu San Francisco. Die Idee eines Softwarebusses, in den sich Anwendungen einklinken lassen ist beiden Projekten gemeinsam und wurde technisch umgesetzt. Seither laufen beide Entwicklungen völlig unabhängig voneinander*.

CW: Bedeutet das, daß BMS Open eines der Produkte sein könnte, die in das San-Francisco-Rahmenwerk eingeklinkt werden?

Carter:Unsere Zielgruppe sind unabhängige Softwarehäuser, dazu gehört auch der IBM-Bereich, der für BMS Open zuständig ist. Eine offizielle Stellungnahme dazu steht kurz bevor.

*Laut dem für BMS Open zuständigen IBM-Manager Peter Kirn wird das Anwendungspaket seit zwei Jahren auf die Verwendung mit San Francisco optimiert.