Midrange-Übergangsphase ohne Schaden überstanden:

Big Blue hat gutes Quartal hinter sich

28.10.1988

ARMONK (CW) - IBMs Kundschaft hat sich von der Einführung neuer Systeme nicht irritieren lassen und im dritten Quartal kräftig geordert. Doch nicht nur beim Auftragseingang, sondern auch beim Umsatz ging es bergauf. Obwohl nicht viele AS/400 und ES/3090-S vor Quartalsende abgerechnet wurden, stiegen die Einnahmen um gut fünf Prozent.

Nach einer Periode der skeptischen Kommentare über IBM beginnt die amerikanische Wirtschaftspresse den Computerkonzern wieder zu loben. Chairman John Akers habe Erfolg mit seiner Politik der Kostenbegrenzung und Produktivitätssteigerung, heißt es. Und die Aktie von Big Blue gewinnt an der Börse Boden zurück: Am Tag der Bekanntgabe der Viertelsjahreszahlen stieg der Kurs um 1,125 auf 119,75 Dollar. Das Ergebnis der letzten drei Monate: Bei einem Umsatz von 13,4 (12,7) Milliarden Dollar stieg der Gewinn nach Steuern auf 1,25 (1,21) Milliarden Dollar, also um 3,2 Prozent.

Obwohl sich die Wachstumsraten bei Einnahmen und Ertrag recht bescheiden ausnehmen, liegen sie über den Erwartungen der Branchen-Analysten. Die professionellen IBM-Watchers hatten angenommen, der Übergang zu neuen Modellen in zwei wichtigen Produktsparten, nämlich zum "Anwendungssystem 400" im Mittelfeld und zur S-Klasse bei den Mainframes, werde sich in einem Zwischentief widerspiegeln.

Besonders die AS/400 scheint aber im Markt gut angekommen zu sein - ganz im Gegensatz zu der vor zwei Jahren eingeführten 9370-Baureihe, die auf der Architektur der Großrechner aufsetzt. Damals war nach dem Announcement der Umsatz abgebröckelt und der Gewinn zurückgegangen.

Der renommierte (und vielzitierte) Branchenguru George Colony von Forrester Research erwartet mindestens einen Absatz von

200 000 AS-Maschinen in den nächsten Jahren, was weit über die vergleichbaren Stückzahlen der bisherigen Midrange-Modelle /36 und /38 hinausgehen würde. Andere Analysten sprechen von bis zu 25 000 Orders bis Jahresende und weiteren 45 000 im Jahr 1989. Entsprechend "bearish" - also pessimistisch - sind die Wall-Street-Experten bezüglich der Chancen von Minicomputer-Firmen wie Wang, Data General und Prime.

Schneller als die Hardwareeinnahmen wachsen aber immer noch die Softwareeinkünfte der IBM. Der Bereich "Systems Sales" legte sieben Prozent zu, die Sparte Programmprodukte hingegen zwölf Prozent. Die Wartungseinnahmen gingen zurück.