Ring frei für den Kampf um Marktanteile bei CIM

Big Blue drängt jetzt mit voller Kraft in die CIM-Arena

24.11.1989

MÜNCHEN (CW) - Nach Jahren der Abstinenz drängt der Branchenriese IBM jetzt mit Volldampf in den Markt für Computer Integrated Manufacturing. Als ersten Schritt im Rahmen seiner CIM-Langzeitstrategie präsentiert Big Blue eine offene CIM-Architektur auf Basis von SAA und Unix sowie mehr als 30 Hard- und Softwareprodukte für den Konstruktions- und Fertigungsbereich.

Die im Mittelpunkt des Ankündigungsspektrums stehende CIM-Architektur wird nach Auskunft eines Sprechers der IBM Deutschland GmbH, Stuttgart, für sämtliche CAx-Anbieter künftig richtungsweisend für neue CIM-Entwicklungen sein. Die Architektur umfaßt eine Reihe von definierten Softwareschnittstellen und Funktionen, die die Informations-Speicherung und das -Management zwischen IBM-Hard- und Softwareprodukten ermöglichen sollen.

Basierend auf CIM-OSA werden gängige Standards der Fertigungsindustrie wie der Produkt Data Exchange Standard (PDES), Phigs, Cals und das Vernetzungskonzept MAP unterstützt. Damit seien auch diejenigen Anwender auf der sicheren Seite, die über CIM-Installationen von verschiedenen Herstellern verfügen.

In absehbarer Zeit, dessen ist sich der DV-Branchenführer sicher, wird seiner CIM-Architektur in der Fertigungswelt die gleiche Bedeutung zugemessen, wie der, Systems Network Architecture (SNA) im Kommunikationsbereich oder der Systems Application Architecture (SAA) in der Anwendungsentwicklung. Um dieses Vorhaben zu erreichen, hat die IBM weltweit alle IBM-Werke dazu aufgerufen, sich künftig an dieser CIM-Architektur zu orientieren und alle Planungen sowie die daraus resultierenden Entwicklungen treuer Hard- und Softwareprodukte darauf auszurichten.

Zielpunkt des von IBM eingeschlagenen Weges ist die Vereinfachung der CIM-Implementierungen und die Beschleunigung künftiger Entwicklungen in diesem Bereich. Roland Czernich, Mitarbeiter beim Münchner CIM-Kundenzentrum der IBM, zur bisher weltweit größten Ankündigung des Unternehmens im industriellen Bereich:"Mit der CIM-Architektur haben wir eine einheitliche Basis für unsere Werke und Kunden geschaffen. Daraus resultiert natürlich ein hoher Stellenwert an Erfahrungsaustausch und die Möglichkeit, Anwender oder Interessenten künftig direkt in die Produktenentwicklung einzubeziehen."

Neben der Ankündigung der CIM-Architektur gibt IBM die Verfügbarkeit verschiedener Produkte für den Konstruktionsbereich bekannt. Die Neuerungen zielen auf Verbesserungen beim Entwurfsprozess und Reformierungen bei der Verwaltung von technischen Unternehmensdaten im Rahmen der CIM-Architektur. So wurde unter anderem die 3D-CAD/CAM-Software Catia in das IBM-Softwareangebot für CIM aufgenommen.

Im Mittelpunkt der Hardwareankündigungen steht die neu entwickelte Grafik-Workstation "6090". Der Rechner mit System /370-Architektur verfügt über einen Grafikprozessor der Serie 6095 und unterstützt IBMs Standards im grafischen Bereich. Mit der Auslieferung der ersten 6090-Systeme wurde in der Bundesrepublik bereits begonnen.

Für den Einsatz im Automatisierungsbereich entwickelte Mother Blue ebenfalls eine neue Hardwareplattform: das "7568 Modell 800". Es ist der bisher leistungsfähigste Rechner in IBMs Industriecomputer-Reihe. Das auf dem 80386-Prozessor basierende System läuft unter den Betriebssystemen OS/2 und VM/370 und kann in Verbindung mit den IBM-Terminals 7527, Modell 1 und 2, eingesetzt werden.

Auch das Softwareangebot für den Produktionsbereich

wurde erweitert. Neben Programmen zur Integration von Fertigungssystemen überarbeitete IBM das Anwendungsprogramm Mapics (Manufacturing Accounting and Production Information Control System) für die IBM-Computersysteme /36 und /38 und die Produktionsplanungs- und Steuerungssoftware Copics (Communication Oriented Production Information and Control System). Hinzugekommen ist ein neues Copics-PPS-Paket auf Basis der relationalen Datenbank DB2.

Um der bundesdeutschen MAP-Marktsituation Auftrieb zu geben, bietet die IBM jetzt als einer der ersten Computerhersteller nach Hewlett-Packard eine eigene Version des OSI-Standards MAP 3.0 (Manufacturing Automation Protocol) an. Die IBM-MAP-Version 3.0 soll spätestens im März 1991 für die meisten Hardwareplattformen von Big Blue erhältlich sein.