Surfer zahlen über die Telefonrechnung

Bezahlsystem für das Web

24.11.2000
MÜNCHEN (fn) - Das Telekommunikationsunternehmen KDD Conos aus Troisdorf hat ein neues Payment-System namens "Vibsy" (Variable Internet Billing System) vorgestellt. Das Prinzip ist einfach: Ein kleines Programm, das sich der User von der Site des Online-Anbieters lädt, kappt die aktive Modem- oder ISDN-Verbindung ins Internet und wählt eine Nummer bei KDD Conos an.

Der Netzbetreiber hat einen Interconnection-Vertrag mit der Deutschen Telekom. Mit den anfallenden Gebühren bezahlt der Kunde die Ware oder Dienstleistung. Die Rechnung begleicht der Surfer über seine Telefonrechnung, wobei es nach Angaben des Anbieters unerheblich ist, über welchen Internet-Service-Provider der Anwender ins Netz geht. Auf diese Weise lassen sich Produkte, Dienstleistungen und elektronische Inhalte wie Musik und Videos bezahlen. Gleichzeitig ermöglicht es laut KDD Conos dem Site-Betreiber, über die kostenlose Kommunikationssoftware "Microsoft Netmeeting" mit dem Kunden in Kontakt zu treten, etwa zwecks einer Beratung oder zur Beantwortung von Fragen. Dabei könnte dann auch das Bild eines Call-Center-Mitarbeiters am Desktop des Käufers erscheinen. Da Vibsy eine Punkt-zu-Punkt-Verbindung zwischen Kunden-PC und Online-Anbieter aufbaut, reicht laut KDD Conos schon die Bandbreite eines 56-Kbit/s-Modems oder ISDN (64 Kbit/s) für die Übertragung von Bilddaten aus.

Das Einrichten der Software findet praktisch ohne Zutun des PC-Benutzers statt. Eine Anmeldung oder Registrierung ist nicht erforderlich. Die Download-Datei umfasst lediglich 50 KB. Beim Start des Programms erhält der Surfer die Mitteilung, welche Kosten das Anwählen der Nummer verursacht. In einer Eingabemaske muss der Nutzer zudem angeben, ob für die Amtsholung über eine Nebenstellenanlage eine Nummer (0 oder 9) gewählt werden muss.

Vibsy unterstützt zur Zeit nur Internet-by-Call-Verbindungen, und zwar solche, bei denen Benutzername und Passwort automatisch übermittelt werden. Nach dem Bezahlvorgang stellt das Payment-Modul die ursprüngliche Internet-Verbindung wieder her. Zusammen mit Einwahlprogrammen wie "AOL 5.0" und "Compuserve 2000" lässt sich das Bezahlsystem jedoch nicht betreiben. Der Grund: Vibsy setzt auf dem DFÜ-Netzwerk von Windows auf. Man arbeitet an einer Lösung für diese Zugangssoftware. Das System wurde als Patent angemeldet.

Online-Anbieter können bei Vibsy festlegen, wie hoch die Gebühren sein sollen, die für die Waren und Dienstleistungen erhoben werden. Nach Angaben des Herstellers erlaubt dieses System eine genauere Gebührengestaltung als konkurrierende Programme.