Für Händler

Bezahlen per Handy kommt in Gang - mit Einsteck-Modulen

23.08.2012
Seit Jahren wird prophezeit, dass Smartphones bald die Brieftasche ersetzen werden - doch die Revolution lässt trotz fieberhafter Aktivität verschiedener Anbieter noch auf sich warten. Dennoch sind immer mehr die Konturen der Bezahlwelt von morgen zu erkennen.

Um das Geld der Verbraucher ist ein neuer Kampf entbrannt. Diesmal geht es darum, wie sie es ausgeben. Diverse neue Zahlungsdienste wollen der Mittelsmann zwischen Kunde und Händler sein. Ein Schlüsselrolle spielen dabei die sich schnell ausbreitenden Smartphones und Tablet-Computer, die das Bezahlen für immer verändern sollen.

Der große Favorit - das kontaktlose Bezahlen per NFC-Funkchip - kommt allerdings nur schleppend aus den Startlöchern. Stattdessen tritt eine auf den ersten Blick überraschend altmodische Technik in den Vordergrund: Einsteckmodule mit Kartenleser, die ein Smartphone oder Tablet in eine Kassenmaschine verwandeln können. Damit ändert sich für den Händler bei diesem Modell mehr als für den Kunden. Twitter-Mitgründer Jack Dorsey machte mit seiner Firma Square 2009 den Anfang. Jetzt springen auch die bekanntesten deutschen Internet-Investoren - die Samwer-Brüder - auf den Zug auf. Ihr Start-up Payleven startet in Deutschland, Brasilien, Großbritannien und den Niederlanden.

Die Brüder haben zuletzt mit dem Online-Händler Zalando vorgemacht, wie erfolgreich sie US-Geschäftsideen in Deutschland anpassen können. In der amerikanischen Internet-Branche wird ihrer Startup-Schmiede Rocket Internet oft das "Klonen" von US-Vorbildern vorgeworfen. Beim Vorstoß in die Welt der Zahlungsdienstleistungen machen sie ernst: Wenig zuvor startete der Dienst Paymill, der Kartenzahlungen im Online-Handel vereinfachen soll.

Die USA sind der Vorreiter beim mobilen Bezahlen. Das verwundert nicht: Erstens liegt hier das Silicon Valley mit den Vordenkern des Internet-Zeitalters. Zweitens stehen die Amerikaner neuen Dingen aufgeschlossen gegenüber. Und drittens ist Bargeld in den Vereinigten Staaten bereits in viel stärkerem Maße von Kredit- und Debitkarten verdrängt worden als etwa in Deutschland.

Im vergangenen Jahr hat Google seinen Bezahldienst Wallet in einigen US-Regionen gestartet, der auf einem Funkchip im Smartphone aufbaut. Die US-Mobilfunk-Betreiber halten mit einem eigenen Bezahlsystem namens Isis dagegen. Mit PayPal lässt sich landesweit bereits in Baumärkten von Home Depot sowie in Klamottenläden von Abercrombie & Fitch, Hollister und dem Herrenausstatter Jos. A. Banks einkaufen. Durch eine Zusammenarbeit mit der Kreditkarten-Firma Discover soll die Zahl der an PayPal angebundenen Läden noch steigen.

Doch die Konkurrenz schläft nicht: So hat sich Anfang des Monats die Kaffeehaus-Kette Starbucks mit dem mobilen Bezahldienst Square verbündet und zudem 25 Millionen Dollar in das junge Unternehmen gesteckt. Ab Herbst lassen sich nun in 7000 Filialen mittels "Pay with Square" ("Bezahl mit Square") der Caffe Latte oder der Caramel Macchiato bestellen. Das Ganze funktioniert mit dem iPhone sowie ausgewählten Android-Smartphones.

Als weiterer Anbieter drängt nun auch SumUp ins Geschäft. Das Unternehmen verspricht den Händlern die tägliche Auszahlung der über das Kartenlesegerät erfolgten Transaktionen.

Es lauern allerdings technische Hindernisse beim Bezahlen mit dem Smartphone, wie auch PayPal lernen musste. "In Europa hat man nicht in jedem Laden einen guten Empfang mit dem Handy - die Wände der alten Gebäude sind oftmals zu dick", merkte Entwickler John Lunn bei der Vorstellung des PayPal-Bezahlsystems für Läden an. In den USA mit ihren vergleichsweise jungen Einkaufstempeln ist das kein Problem; als Vorteil in den Vereinigten Staaten kommt die weite Verbreitung öffentlich zugänglicher WLAN-Netze hinzu.

Payleven-Geschäftsführer Alexander Zumdieck preist die Einfachheit der Aufsteck-Lösung: "Der Vorteil gegenüber anderen Modellen wie NFC ist, dass wir das Verhalten des Verbrauchers nicht ändern wollen: Man bezahlt nach wie vor mit der Karte." Und es gebe keinen Grund, warum man auf dieser Basis mit der Zeit nicht auch NFC anbieten sollte. Schließlich wird schon lange spekuliert, dass in dem für Herbst erwarteten neuen iPhone erstmals auch ein NFC-Chip stecken könnte. (dpa/tc)