Bewerbung: IT-Profis müssen noch üben

14.12.2004
Von 
Winfried Gertz ist Journalist in München. Er arbeitet in einem Netzwerk von zahlreichen Anbietern kreativer Dienstleistungen. Das Spektrum reicht von redaktioneller Hörfunk- und Fernsehproduktion über professionelle Fotografie bis zu Werbetexten für Industrieunternehmen und Non-Profit-Organisationen.

Personalberater Hermann Fuss weiß, dass sich IT-Profis schlecht vermarkten.

Ein "zu geringes Stärkenbewusstsein" der Kandidaten beobachtet der Düsseldorfer Outplacement-Berater Eberhard von Rundstedt. Personaler seien unzufrieden, wenn sich Profis nicht als "Problemlöser" zu erkennen gäben. Denn genau das erwarten Firmen von erfahrenen IT-Experten. "Zu engstirnig" seien viele Bewerber, kritisiert der Münchner Personalberater Jürgen Herget. Seine Diagnose, warum Selbsteinschätzung der sich neu orientierenden IT-Experten und Erwartungen auf Arbeitgeberseite nicht zusammenpassen: Viele Bewerber stellten ihre fachliche Kompetenz gwissermaßen isoliert dar, ohne die "speziellen Bedürfnisse des Unternehmens" zu berücksichtigen.

Aus Sicht der Personaler ist das Verhalten nicht weniger Jobsuchender ein Mix aus Schlampigkeit, Ignoranz und Arroganz. Louis ist regelmäßig mit Bewerbern konfrontiert, die "nur unzureichend über Mindjet und seine Produkte informiert sind" oder darauf verzichten, "aktives Interesse an der Position zu zeigen, für die sie sich beworben haben." Softlab-Personalchef Kloos hat kein Verständnis dafür, wenn Bewerber lediglich ihren Marktwert testen und mehr Geld verdienen wollen.

Davon können auch Personalberater ein Lied singen. Beispielsweise will ein Unternehmen den präsentierten Kandidaten einstellen, aber der macht plötzlich einen Rückzieher, "weil er das Jobangebot bei seinem aktuellen Arbeitgeber als Druckmittel einsetzt, um bessere Konditionen auszuhandeln", berichtet Dagmar Schimansky-Geier, Geschäftsführerin der Personalberatung 1a Zukunft GmbH in Köln.

Doch wo liegen die Gründe dafür, dass manche IT-Leute nicht von ihrem hohen Ross herunterkommen wollen? Weshalb ignorieren sie beharrlich, dass für Unternehmen "die soziale Kompetenz wichtiger ist als die fachliche", wie Mindjet-Chef Louis betont? Haben sie die "veränderte Rolle der IT" noch nicht erfasst und scheitern insofern an ihrer Sozialisation, wie Berater Fuss argumentiert? Manche Bewerber könnten nicht vermitteln, dass sie IT als "Wertschöpfungsbeitrag" betrachteten und machten einen zu technikverliebten Eindruck, meint der Personalberater.

Welche Hilfe können IT-Experten mittleren Alters in Anspruch nehmen, um sich auf Jobsuche besser darzustellen? Sich vom Headhunter coachen zu lassen, empfiehlt etwa Beraterin Schimansky-Geier, die ihre Aufgabe darin sieht, die Bewerbung des Kandidaten "auf die Kultur des Unternehmens abzustimmen." Intensiv bereitet die Personalberaterin ihre Kandidaten auf die Gespräche vor und übt im Anschluss Manöverkritik.